Hochschule: Engpässe nach Kündigung
Studenten fürchten, keine Ersatzprüfer zu finden, die die gekündigte AfD-Politikerin Prof. Karin Kaiser ersetzen könnten.
Die Kündigung der Professorin und AfD-Politikerin Karin Kaiser seitens der Hochschule Niederrhein sorgt unter deren Studierenden für einige Verwerfungen — das geht zumindest aus Zuschriften hervor, die unsere Redaktion erreicht haben. Dabei geht es allerdings nicht um die politische Orientierung der Professorin, sondern um ganz praktische Probleme wie die Beurteilung von Bachelor-Arbeiten. Zum einen, heißt es, fänden die Studenten, bei denen Kaiser als Erstbewerterin der Bachelor-Arbeit vorgesehen war, jetzt keinen anderen Professor, der diese Aufgabe übernehmen kann. Durch das Ausscheiden von mindestens vier weiteren Professoren seien alle anderen überfordert und lehnten das Mandat für weitere Erstbewertungen ab. Auch sei denjenigen Studenten, die ihre Arbeiten bereits an Kaiser zur Bewertung übergeben hätten, nicht klar, wo ihre Arbeiten derzeit sind und wer sie nun bewerten soll. Hierzu teilt die Hochschule mit, dass dem Dekanat eine Liste vom Prüfungsamt vorliege, aus der hervorgeht, welche Studierenden sich für eine Abschlussarbeit angemeldet haben. Wer das offiziell bei Prof, Kaiser getan habe, sei auch auf dieser Liste erkennbar. „Der Prüfungsausschuss hat entschieden, dass in den Fällen, in denen Frau Kaiser Erstgutachterin war, der Zweitgutachter zum Erstgutachter wird“, sagt Sprecher Christian Sonntag. „Für den frei werdenden Platz des Zweitgutachters dürfen Studierende Vorschläge machen. Falls sie das nicht tun, kümmert sich der Prüfungsausschuss darum.“
Wessen Arbeiten nicht offiziell angemeldet sind, sondern lediglich auf mündlichen Absprachen beruhen, müsse nun allerdings Kollegen ansprechen.
Alle 43 Professoren am Fachbereich wüssten um die Situation und stünden bereit, Abschlussarbeiten zu übernehmen. „Klar ist: Jeder schafft hier seinen Abschluss in der Zeit, die vorgesehen ist, es wird nicht daran scheitern, dass Professoren nicht verfügbar sind“, sagt Sonntag. Auch könnten Arbeiten nicht verloren gehen, da immer drei abgegeben würden: eine an den Erstgutachter, eine an den Zweitgutachter, eine gehe ins Archiv des Fachbereichs. Wer unsicher sei oder lediglich eine mündliche Absprache getroffen habe, solle sich an den Prüfungsausschuss wenden. Ein weiterer Kritikpunkt: Bedingt durch den Ausfall mehrerer Professoren im Fachbereich (zwei davon altersbedingt) würden Vorlesungen derzeit teils von Master-Studenten gehalten. „Dieser Fall hat nichts mit dem Ausscheiden von Frau Kaiser zu tun“, sagt Sonntag — vielmehr sei ein Professor im Bereich Finanzen seit Wochen berufsunfähig. „Hier hat der Dekan die Lehre sichergestellt, indem er einen wissenschaftlichen Mitarbeiter, der langjährige Berufserfahrung im Bereich Finanzen vorweisen kann, Lehrbeauftragter ist und nebenher derzeit seinen Master macht, damit beauftragt hat, die Stunden des ausgefallenen Professors zu übernehmen.“
Die zwei altersbedingt ausscheidenden Professoren machten noch bis Ende des Wintersemesters ihre Lehre, die Berufungskommissionen zur Nachfolge-Stelle tagten bereits und bemühten sich, zum Start des Sommersemesters 2018 die frei werdenden Professuren besetzen zu können.