Jeder ist willkommen in De Kull
Seit 2007 ist das De Kull hinter dem Fan-Haus ein Anlaufpunkt für Jugendliche.
Mönchengladbach. Das Leuchten in den Augen von Matthias "Matthes" Neumann und Philip Hülsen ist nicht zu übersehen, wenn die beiden über ihr "Kind", das Jugendzentrum "De Kull", sprechen. Seit November 2007 bietet das Fanprojekt Mönchengladbach Jugendlichen einen Anlaufpunkt, wo sie ihre Freizeit verbringen und sinnvoll gestalten können.
Geschäftsleiter Neumann (31) und der angehende Sozialpädagoge Hülsen (26) haben viel Zeit und Herzblut in dieses Projekt investiert, das nicht nur für junge Borussen-Fans gedacht ist. "Zu uns kommen Jugendliche aus allen Schichten - vom Gymnasium bis zur Förderschule. Jeder ist willkommen, ob er nun in die Nordkurve geht oder nicht", sagt Hülsen, den viele seiner Schützlinge einfach nur "Peppo" rufen.
Zwei Mal in der Woche hat der Jugendcontainer "De Kull" hinter dem Fan-Haus im Gladbacher Nordpark inzwischen geöffnet - und es finden immer mehr junge Menschen den Weg dorthin.
"Es kommen im Schnitt so 25 Jugendliche, die mich bei Problemen auch fast rund um die Uhr auf dem Handy erreichen können", sagt Hülsen, "mittwochs trifft sich von 15 bis 19 Uhr die Gruppe U16, freitags die U18. Den Namen "De Kull" haben wir uns alle zusammen in Anlehnung an Borussias großer Tradition und dem Bökelberg-Stadion ausgedacht."
Im De-Kull-Container basteln die Jungs und Mädchen nicht nur Fahnen, malen Transparente oder hören Musik - auch Bücher, ein Kicker, Tischtennis-Platte, Playstation, Computer oder Fernseher stehen zur Verfügung. Getränke und kleine Snacks gibt es auch. "Wir sind froh über jeden, der, anstatt am Gladbacher Hauptbahnhof oder am Theatervorplatz abzuhängen, zu uns kommt", macht Hülsen deutlich.
Das Fanprojekt bietet zudem Fahrten, Ausflüge und Reisen an. So fuhr Ende Oktober noch eine 15-köpfige De-Kull-Gruppe nach Polen zur Gedenkstätte in Auschwitz-Birkenau. Die Idee, das größte deutsche Vernichtungslager während der Zeit des Nationalsozialismus zu besuchen, entstand bei einem Jugendnachmittag.
"Wir haben über Faschismus und Holocaust informiert und dann mit den Kids diskutiert. Die Idee mit der Fahrt kam dann von den Jugendlichen", erklärt Neumann.
Rund 25.000 Euro hat das Fanprojekt allein in den Jugendcontainer investiert, für das gesamte Gelände inklusive Fußballplatz, den vor allem die Jugendlichen nutzen, 130.000 Euro. "Wir sind dabei auch von Sponsoren wie der Postbank unterstützt worden.
Viele haben auch was gespendet, Borussia hat uns auch geholfen", sagt Neumann und ergänzt: "Wir wollen nachhaltig die Jugendlichen vernünftig auf ihr weiteres Leben vorbereiten und sie bei anfallenden Problemen unterstützen. Zudem auch in unsere Fan-Szene einbinden, die einen von Höhen und Tiefen beeinflussten Entwicklungsweg hinter und auch noch vor sich hat."
In Zukunft ist im De-Kull-Container auch eine Hausaufgaben-Betreuung geplant, zudem sollen die Verbindungen zu Institutionen wie Jugendamt, Schulen oder Jugend-Gerichtshilfe ausgebaut werden. "Man kann bei uns auch Sozialstunden ableisten", betont Hülsen, der für das Projekt "De Kull" jede Hilfe und Unterstützung gebrauchen kann. "Uns fehlen noch Dinge wie Gesellschaftsspiele, eine Dartscheibe, Basketball-Korb und Bälle. Auch Stoffe, Abtönfarben, Pinsel und bedruckbare Folien können wir gebrauchen."
Klar, dass die De-Kull-Gruppe ihre Borussia auch am Samstag wieder beim schweren Spiel in Dortmund unterstützen wird. "Der Bus ist voll, erstmals ist solch eine Tour ausgebucht", sagt Hülsen. Ihm mache "De Kull" unheimlich viel Spaß. "Wir wollen möglichst keinen Jugendlichen im Regen stehen lassen."