Faszinierende Forschung von der sympathischen Seite

Chemie-Nobelpreisträger Venki Ramakrishnan war zu Gast in der Kaiser-Friedrich-Halle.

Mönchengladbach. Dr. Venki Ramakrishnan ist ein zurückhaltender und sympathischer Mann, der in der Lage ist, sein hochkomplexes Forschungsgebiet verständlich darzustellen.

Noch sympathischer aber machte den Nobelpreisträger, dass auch er als hochdekorierter Naturwissenschaftler mit den Tücken der Technik zu kämpfen hatte: Der Laptop, der die Illustrationen zum Vortrag liefern sollte, funktionierte erst nach viel gutem Zureden und längerem Warten.

Der indisch-amerikanische Chemiker war am Freitagabend im Rahmen der Reihe "Nobelpreisträger in Mönchengladbach" zu Gast in der Kaiser-Friedrich-Halle und erklärte den rund 500 Besuchern, was in einem Ribosom geschieht und warum seine Forschung wichtig für die Herstellung neuer Antibiotika ist.

Ramakrishnan ist es gelungen, dreidimensionale Modelle der Ribosomen zu erschaffen und zu erklären, wie diese Proteinfabriken innerhalb der Zellen von Lebewesen arbeiten.

Anschaulich erläuterte er, wie Antibiotika die Proteinsynthese in den Ribosomen von krankheitserregenden Bakterien blockieren und damit den Erreger ausschalten. Der Wissenschaftler erhielt für seine Forschung im vergangenen Jahr den Nobelpreis für Chemie gemeinsam mit zwei anderen Forschern.

Ranga Yogishwar, Deutschlands bekanntester Wissenschaftserklärer, entlockte dem Chemiker im anschließenden Gespräch folgende Geschichte: Anfang Oktober letzten Jahres war Ramakrishnan mit dem Fahrrad auf dem Weg in sein Institut, als er eine Reifenpanne hatte. Entnervt ging der Chemiker zu Fuß durch den Regen, kam viel zu spät an und wurde gleich ans Telefon geholt. Die Schwedische Akademie der Wissenschaften sei dran.

Ramakrishnan weigerte sich, das zu glauben. Das müsse ja wohl ein Scherz sein, meinte er. Erst als ein ihm gekanntes Mitglied des Nobelpreiskomitees an den Apparat kam, ließ er sich überzeugen. "Ich habe Freunde, die spielen solche Streiche", fügte er erklärend hinzu.

Im Gespräch mit Ranga Yogishwar erzählte der Nobelpreisträger von seiner Kindheit in Indien, von Umzügen nach Australien, Kanada und in die USA und erklärte, warum er in seiner Biographie so entwaffnend ehrlich von Misserfolgen erzählt.

"Wenn junge Menschen das lesen, sollen sie erkennen, dass sie das, was ich geschafft habe, auch schaffen können", meinte Ramakrishnan. Hoffentlich haben die vielen jugendlichen Zuhörer in der Halle gut hingehört, dann wird es in zwanzig Jahren wohl auch Mönchengladbacher Nobelpreisträger zu feiern geben.