Kaum Knöllchen beim Blitz-Marathon
Trotzdem ärgern sich in Viersen Polizisten über Raser vor Kindergärten und Schulen.
Viersen. „52 schätze ich.“ „Nee, das sind nur 50.“ Schlussendlich sagt das Messgerät, das das Auto, das gerade über die Bachstraße in Viersen fährt, 51 Kilometer pro Stunde schnell ist — und damit kein Fall für den Blitzmarathon kurz vor der Bahnunterführung, wo Einsatzkräfte der Polizei am Vormittag stehen.
Volker Fleißgarten, Polizei-Hauptkommissar
Vorher hatten sie ihre Messungen in Dülken durchgeführt — mit einem erschreckenden Ergebnis. „Es war zu der Zeit, zu der sich auch die Kinder dort an der Bücklerstraße auf dem Weg zur Schule befinden“, berichtet Polizei-Hauptkommissar Volker Fleißgarten. Es habe fünf Anzeigen gegeben, dazu elf Verwarngelder. „Und unter denen, die so deutlich zu schnell waren, waren auch Eltern mit Kindern oder Fahrer, die zumindest einen Kindersitz im Auto hatten und offensichtlich ihr Kind gerade abgesetzt hatten“, so Fleißgarten. Auch zwei Jugendliche auf einem frisierten Roller sind dort in der Kontrolle gelandet.
An der Bachstraße freuen sich vor allem die Anwohner, die Beamten zu sehen. „Ich begrüße das“, sagt Helmut Jansen. Er wohnt seit 35 Jahren hier und ärgert sich über die „ewige Raserei“. „Das ist richtig eine Durchgangsstraße geworden, auch die Lastwagen kommen hier durch, sie werden frühestens an der Unterführung langsamer.“ Eigentlich werde noch zu wenig gemessen. „So, wie hier normalerweise gefahren wird, müssten die Beamten alle fünf Minuten einen anhalten“, ist auch Julius Schmitz überzeugt. Er hält die Zeit zwischen 16 und 19 Uhr für noch schlimmer. „Da fliegen hier die Motorradfahrer durch, dass man nur noch einen Punkt sieht.“ Auch das Stoppschild an der Einmündung am Dammweg werde von Autofahrern, die in die Bachstraße einbiegen wollen, gerne mal übersehen.
Die beiden Transporter, die dann kurz nacheinander angehalten werden, waren nicht zu schnell. Nur waren einmal der Fahrer und einmal der Beifahrer nicht angeschnallt. Solche Verkehrsdelikte werden auch beim Blitzmarathon gleich mit geahndet. 30 Euro müssen beide bezahlen, dann kann die Fahrt angeschnallt weitergehen.
Eine Mercedes-Fahrerin winkt Fleißgarten hinaus, weil sie die erlaubten 50 Stundenkilometer geringfügig überschritten hat. Bezahlen muss sie noch nicht. „Aber wir führen ein verkehrsdidaktisches Gespräch“, erklärt der Hauptkommissar. Viel wichtiger als das Geld sei, eine Verhaltensänderung bei den Autofahrern zu bewirken. „Ich habe ihr gesagt, dass ja auch ein Fußgänger einmal unachtsam über die Straße laufen kann. Bei 50 Stundenkilometern überleben dann acht von zehn Autofahrern, schon bei nur zehn Stundenkilometern mehr hat sich das umgekehrt, dann sterben acht von zehn.“