Klage gegen Hilfsdienst

Verdi sieht Verstöße des MHD bei der Bezahlung von Mitarbeitern.

Mönchengladbach. Sind keine Ferien, fahren Mitarbeiter des Malteser Hilfsdienstes (MHD) täglich etwa 220 behinderte Kinder zu Förderschulen. Und zurück nach Hause. Setzt der MHD diese vorwiegend Mini-Jobber unter Druck, damit die Hilfsorganisation den finanziell lukrativen Auftrag auch nach 2010 bekommt?

Derartige Anschuldigen des Lohn-Dumpings erhebt jedenfalls die Gewerkschaft Verdi. Kai Vogelmann, Sprecher der MHD, kann über so etwas nur schräg lachen. "So etwas machen wir nicht. Da haben Verdi und Politiker der Linken ein Sommerloch ausgegraben."

Die Linke hat die Stadtverwaltung (Schulamt) als Auftraggeber der Fahrten mittlerweile aufgefordert, den MHD nicht länger zu beauftragen. Obwohl der die Schultouren seit 30 Jahren erledigt. "Und das zu unserer Zufriedenheit", sagt Stadtsprecher Walter Schröders.

Im Frühjahr haben sich mehrere Mitarbeiter des MHD-Fahrdienstes an Verdi gewandt. Sie sehen Verstöße gegen geltendes Arbeitsrecht. Die Gewerkschaft forderte daraufhin den geschäftsführenden Vorstand des Hilfsdienstes auf, das Teilzeit- und Befristungsgesetz bzw. den Tarifvertrag einzuhalten. Dazu zählen u.a. die Vergütungsgruppen mit Regelvergütungsstufen, Erholungsurlaub und so weiter.

Hoffnungen auf eine diesbezügliche Regelung habe MHD-Geschäftsführer Wolfgang Heidinger aber bislang nicht erfüllt, erklären Betroffene.

In einer MHD-Versammlung am 7. Juli habe Heidinger erklärt, dass Forderungen von mehr als 5 Euro netto je Stunde Entlassungen zur Folge hätten. Bei einem derartigen Stundensatz sehe er schwarz, im anstehenden Bieterverfahren für Schultouren ab 2011 noch die Nase vorne zu haben. Mitbewerber seien da billiger.

Frank Robert Dücker (Verdi): "Dass Mitarbeiter aber ,erpresst’ werden nach dem Motto ,entweder du fährst für geringes Geld oder du bist arbeitslos’, ist einem Hilfsdienstleister wie dem MHD nicht würdig."

Vor vier Jahren hätten die Fahrdienst-Leute noch sechs Euro die Stunde erhalten, ein ebenfalls "lächerlicher Stundenlohn".

Offenbar zeigt der Verdi-Protest Wirkung. Laut MHD-Sprecher Vogelmann erhalten die Mitarbeiter ab August und bis Ende 2010 1,50 Euro zusätzlich, also 6,50 Euro die Stunde.

Ob dieser Betrag - sollte der MHD ab 2011 weiterfahren - künftig gezahlt werde, kann Vogelmann nicht zusagen. Schließlich seien die Vorgaben der Stadt recht knapp kalkuliert. Hier wiederum heißt es, man halte sich an die Gesetze, auch die arbeitsrechtlichen. Dücker sieht das zwiespältig: Der MHD drücke seine Leute - vorwiegend Rentner, Zivis, Hartz-IV-Empfänger - um den Folgeauftrag zu bekommen. Der Gewerkschaftssekretär sieht "schwerwiegende Verstöße bei der Bezahlung unserer Mitglieder. Deshalb werden wir klagen", sagt er.