Knatsch um das Zeit-Personal
Eingearbeitete Kollegen müssen gehen. Sie könnten sich sonst einklagen. Kritik kommt von der Personalvertretung.
Mönchengladbach. „Das ist doch Wahnsinn“, sagt die Frau. „Jetzt, wo ich richtig drinstecke und gut eingearbeitet bin, soll ich gehen.“ So wie der Gladbacherin geht es zahlreichen befristet Beschäftigten beim Gladbacher Jobcenter, das sich um ein Heer von Hartz-IV-Empfängern kümmert. Ihren Namen will die Sachbearbeiterin nicht in der Zeitung lesen.
Im Kern geht es darum: Das Center muss wie viele andere in der Republik das „Teilzeit- und Befristungsgesetz“ anwenden. Konkret: Leute werden als Sachbearbeiter oder „Fachassistenten“ (z.B. im Eingangsbereich) für ein Jahr verpflichtet. Sind die zwölf Monate herum, wird meistens um ein Jahr verlängert. Doch dann ist Schluss.
Denn die Betroffenen könnten sich bei weiteren Zeitverträgen mit Erfolg einklagen — und wären dann „fest“ beschäftigt. Das will der Gesetzgeber nicht. Und auch nicht der Träger des Centers, die Arbeitsagentur und die Stadt Mönchengladbach.
Das heikle Thema Zeit-Personal bestimmte die Diskussion in der nichtöffentlich tagenden Trägerversammlung. Nicht nur Center-Chef Klaus Müller, sondern vor allem die Personalvertretung sei „sehr unglücklich“ über die neuerliche Situation, sagen Teilnehmer. Die jetzt vor der Kündigung stehenden etwa 25 Mitarbeiter „machten nämlich einen guten Job“, wie es heißt.
Vorausgegangen war für sie eine knapp halbjährige Einarbeitung durch Kollegen. Die fehlten dann an anderer Stelle. Nun steht dieses alles andere als ökonomische Verfahren erneut bevor.
Die Neuen müssen geschult werden, damit sie beispielsweise Leistungsempfänger sachgerecht (und freundlich dazu) bedienen können. Das kann bedeuten, dass Anträge in dieser Zeit länger liegen bleiben.
Erheblich verschärfen werde sich die personelle Lage ab April 2012. Dann endeten die befristeten Verträge der Leistungssachbearbeiter, die als Ersatz für die Mitte 2010 zur Stadtverwaltung zurück gekehrten Mitarbeiter eingestellt wurden.
Nun ist der Anteil der „Zeitleute“ in Gladbachs ehemaliger Arbeitsgemeinschaft für Beschäftigung (Arge) mit etwa 21 Prozent nicht gerade gering, sagen Insider. Ziel seien „höchstens zehn Prozent“ der Belegschaft mit rund 380 Mitarbeitern (inklusive Zeitkräfte) gewesen.
Das Paradoxe: Die Weiterbeschäftigung der „befristeten Kollegen“ scheitere an gesetzlichen Hürden. Nicht am Geld, das sei vorhanden.