Konstantin Wecker: Von Reggae-Rhythmen und Merkels Dekolleté

Konstantin Wecker zeigte sein Programm „Wut und Zärtlichkeit“ im Kunstwerk Wickrath.

Mönchengladbach. Am Schluss will das Publikum im Wickrather Kunstwerk den Sänger und seine Band einfach nicht gehen lassen: Es fordert Zugabe um Zugabe und bekommt sie auch. Konstantin Wecker, Liedermacher, Poet und Wutbürger, hat den Nerv der Zuhörer getroffen.

„Wut und Zärtlichkeit“ heißt seine Tournee, die ihn zum ersten Mal seit vielen Jahren wieder nach Mönchengladbach geführt hat. Zwischen Wut und Zärtlichkeit hat sich Wecker immer bewegt und dafür liebt ihn sein Publikum. Es feiert seine Liebeslieder wie „Weil ich dich liebe“ ebenso wie die pazifistische Hymne „Wenn unsere Brüder kommen“.

Unpolitisch ist der 65-Jährige auch in seinen neuen Songs nicht geworden: In „Absurdistan“ nimmt er die Glaubenssätze der Gesellschaft ironisch aufs Korn und „Empört euch“ ist ein Aufruf zum Widerstand. Aber Wecker kann auch anders: Ironisch besingt er Lächeln und Dekolleté der Kanzlerin und die „Damen von der Kö“ bekommen auf fröhlich-spöttische Weise ihr Fett ab.

Musikalisch bewegt sich das Konzert auf hohem Niveau, denn Wecker hat eine Band aus namhaften Musikern mitgebracht: Pianist Jo Barnikel, Gitarrist und Perkussionist Jens Fischer-Rodian und der dänische Spezialist für die Pedal-Steel-Gitarre Nils Tuxen beherrschen gemeinsam mit Wecker am Flügel die verschiedensten Stilrichtungen und Musikfarben meisterhaft, spielen Reggae ebenso mitreißend wie ein bayrisches Volkslied oder ein 20er-Jahre-Chanson.

Neben eigenen Texten hat sich Konstantin Wecker auch daran gemacht, den verehrten Brecht zu vertonen. „Vom Schwimmen in Seen und Flüssen“ wird zu einem akustischen Sich-Treiben-lassen an einem Sommertag und ein Liebesgedicht erklingt zu spanischen Rhythmen. Das Gladbacher Publikum bejubelt auch die Tour de Force durch mehr als 30 Jahre künstlerisches Schaffen.