Marathon verursacht Verkehrskollaps

Am Samstag kam es in der Stadt zu langen Staus. Geschäftsleute prüfen Forderung nach Schadenersatz. Die 3500 Teilnehmer hatten aber viel Spaß bei der Veranstaltung.

Foto: Reichartz/Raupold/Grulke (2)

Auf der Hohenzollernstraße knubbelte es sich: Auf mehreren hundert Metern staute sich der Verkehr. Wer es geschafft hatte, sich mit dem Auto in eine Nebenstraße zu retten, machte die Erfahrung, dass nach einigen hundert Metern der vermeintliche Ausweg eine Sackgasse war. Und wer abends nach 22 Uhr in die Bismarckstraße einbiegen wollte, stand vor Absperrgittern, weil noch Läufer unterwegs waren: Der Santander-Marathon mit dem weitgehend innerstädtischen 10,5-Kilometer-Rundkurs hat am Samstag rings um die Innenstadt zeitweise für einen Verkehrskollaps gesorgt — und für eine entsprechende Kritik. Die geht so weit, dass Geschäftsinhaber juristisch prüfen lassen wollen, ob sie Schadenersatz vom Veranstalter fordern können, weil sie und die potenziellen Kunden das Geschäft nicht mehr erreichen konnten.

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Micky Hilgers, Veranstalter

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Diese Kritik erreichte auch Veranstalter Micky Hilgers vom Hockeypark. „Wir werden uns in der Manöverkritik mit den Hinweisen und möglichen Schwachstellen beschäftigen und Konsequenzen für das nächste Jahr ziehen“, sagt Hilgers. Er macht aber auch deutlich, dass es intensive Vorbereitungen gab, um die Strecke bekannt zu machen und Auswege aufzuzeigen. „Wir haben Tausende Flyer verteilt: Jeder Haushalt an der Rundstrecke hat den sechsseitigen Faltplan mit Grafiken zur Strecke und zu den Umleitungen bekommen. Wir haben Zu- und Ausfahrten zu Innenstadt-Parkhäusern sowie den Krankenhäusern entwickelt. Und Umleitungsschilder an den wichtigen Ausfahrtstraßen aufhängen lassen“, sagt Hilgers. Eine Woche vor der Veranstaltung und am Veranstaltungstag sei außerdem eine mit mehreren Mitarbeitern besetzte Hotline geschaltet gewesen, die bei Problemen weiterhelfen sollte.

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Auch eine Informationsveranstaltung habe es im Vorfeld gegeben — aber zu dieser sei niemand gekommen. 700 Helfer, darunter viele Verkehrskadetten, waren im Einsatz. Hilgers: „Die Strecke ist von der Polizei und von der Stadt genehmigt worden. Wir haben nach unserer Meinung alles getan, um alle Betroffenen umfassend zu informieren.“

Bei der Manöverkritik wird auch diskutiert, ob der Marathon weiterhin an einem Samstag oder künftig an einem Sonntag stattfinden soll. Hilgers: „Unser Konzept sieht so aus, dass wir Laufen mit Musik und abendlicher Party verbinden wollen. Und wir wollen über diese Ausrichtung Menschen in die Stadt holen. Ob wir das erreichen, wenn wir auf den Sonntag ausweichen, wage ich zu bezweifeln.“

Ein Ausweichen in ein wenig frequentiertes Gebiet kommt für ihn nicht in Frage. „Wir wollen keinen Lauf irgendwo auf dem Land, sondern mit der Veranstaltung die Innenstadt beleben. Ich glaube, dies ist uns auch gelungen. Ich bin selbst gelaufen. Auf der Hindenburgstraße zwischen Bismarckstraße und Kapuzinerplatz war es proppenvoll“, sagt Hilgers.

Tatsächlich war die Stimmung an vielen Stellen gut. Der Gladbacher Marathon will keine Veranstaltung sein, bei der Spitzenläufer Bestzeiten laufen und alle anderen Teilnehmer nur Staffage sind. Mehr als 3500 Teilnehmer starteten auf unterschiedlichen Strecken, wollten Spaß haben, das Flair eines Musikmarathons genießen und den eigenen Schweinehund in die Schranken verweisen. Und das gelang.

Gunnar Merz lobte die familiäre Atmosphäre: „In Windberg holten die Kinder die Schläuche raus und sorgten für eine Erfrischung. Richtig klasse war die Trommel-Kombo vor dem Wasserturm.“ Claudia Hurtmanns dankte einer Zuschauerin, die feuchte Tücher für die Stirn verteilte: „Das war ein Segen. Herrlich!“ Auch Markus Adolf war voll des Lobes: „Die Zuschauer an der Strecke waren grandios.“ Und Katja Bongers-Loch lobte eine Familie, die den Teilnehmern selbst gemachte Zitronenlimonade anbot: „Das zu sehen und zu erleben, gab mir immer Auftrieb, weiter zu laufen.“

Eng wurde es vor dem Minto. Auf den Treppenstufen knubbelten sich zeitweise die Zuschauer und feuerten die Läufer lautstark an. DJs sorgten für Musik, und die Läufer klatschten im Takt mit.