Max Eberl kann auch mal nicht über Fußball reden

Borussias Sportdirektor und Herwart Wilms, Geschäftsführer von Remondis, waren an der Hochschule zu Gast.

Max Eberl kann auch mal nicht über Fußball reden
Foto: Detlef Ilgner

Von der Philosophie ihres Erfolgs verraten Max Eberl, Borussias Sportdirektor, und Herwart Wilms, Geschäftsführer des Recycling-Riesen Remondis, eine ganze Menge. Auch Privates stellt kein Tabu dar. Wie sie es aber mit dem Glück halten, was das überhaupt ist und ob Glück erfolgreich macht, das erfahren die gut 100 Zuhörer im Audimax der Hochschule Niederrhein nicht so recht. Der Fachbereich Wirtschaftswissenschaften, mit 3400 Studierenden stärkste Sektion der Hochschule, hatte die beiden Promis zu einer seit langem wieder neuen Folge der Reihe „Offene Hochschule“ geladen. Thema: „Macht Erfolg glücklich oder führt persönliches Glück zum Erfolg?“

Moderator Hubertus Zilkens, Wirtschaftsethiker und Unternehmensberater aus Köln, spielt in seinen Gesprächsimpulsen amüsanterweise immer wieder die Karte Fußball aus, was aus Sicht des Domstädters einer Selbstzerfleischung gleichkommt. Außerdem hat es der Mann mit der roten Fliege mit Sokrates, Marc Aurel, Knigge und De Höhner. Philosophie eben, die er der Generation Y, die den Großteil des Auditoriums ausmacht, schmackhaft machen will. Fußball jedoch, der Zustand der Borussia und was der gemeine Fan so wissen will, spielt dann aber kaum eine Rolle in den rund zwei Talkstunden.

Max Eberl, Sportdirektor

Erfreulicherweise, denn die Diskutanten erweisen sich als sympathisch unaufgeregte Persönlichkeiten, mit interessanten Lebensläufen voller Parallelen und Erfahrungen und Standpunkten, die für die jungen Leute spannend sein dürften. Eberls Dickkopf und Tränen, die ihn zur F-Jugend von Bayern München gebracht haben, steht Wilms durchwachsene Schullaufbahn entgegen. Beide sind Sitzenbleiber, die irgendwann eine Leidenschaft für ihren Beruf entdeckt haben. Beide haben nach dem Abi erstmal Pakete gepackt, Eberl vorm Sprung in den Profi-Kader, Wilms noch nach dem Referendariat als Sowi-Deutsch-Lehrer.

Weil es da keine Stellen gab, ist Wilms zur Müllabfuhr gegangen, als Personalchef bei Trienekens in Viersen, heute hat er 34 000 Mitarbeiter unter sich — ist Deutschlands „Müllmann Nummer 1“, wie das Magazin „Capital“ schrieb. „Ich erschrecke manchmal, welchen Stellenwert Fußball heute hat“, sagt Eberl und fügt an: „Sowas wie der Herwart macht, das braucht die Welt.“

Beide Männer, die im privaten Leben nicht weit voneinander wohnen, machen keinen abgehobenen Eindruck. Beiden hilft eine klare Struktur, immer wieder herunterzukommen vom Stress des Berufs. Wilms kocht, ist Weinkenner und muss sich darob manchen Seitenhieb gefallen lassen. Beide haben einen Beruf, in dem Zuhören eine Kernkompetenz bedeutet, beide ermuntern ihre Mitarbeiter, ihre Träume zu verwirklichen. Und raten zu Richtungsänderungen im Leben, wenn man sich vergaloppiert hat. Beiden ist die Familie der Anker und Quell von so etwas wie Glück. Für Wilms ist Glück, wenn er seine Ansprüche im Griff hat und wenn die Reben keinen Spätfrost kriegen. Eberl erfährt so etwas, wenn er abends mit dem Hund eine Runde geht. Mit dem Bankkonto habe das übrigens wenig zu tun, beteuern beide. Das wollten die Studenten dann doch wissen. Und auch, wie das ist mit der Macht, den täglichen Routinen, und dem Verzichten. Beide bleiben authentisch und glaubhaft bei ihren Antworten. Zum Schluss gibt’s vom Dekan eine Designertasse.