Messer-Angriff auf Familienvater: Zeugen widersprechen sich
Im Prozess wegen versuchten Totschlags und gefährlicher Körperverletzung vor dem Landgericht wurden gestern weitere Zeugen gehört. Johannes F. (32) soll der Familie S. im Flur aufgelauert und versucht haben, den Vater mit einem Messer in den Oberkörper zu stechen.
Dieser sei ausweichen und das Messer ergreifen können, wobei die Klinge abgebrochen sei. Als der Angreifer ausrutschte, konnte der Sohn ihn entwaffnen. F. floh.
Laut Johannes F. konnte er wegen der zugeparkten Tiefgarage diese nicht verlassen. Nach einem Streit seien ihm beide Autos gefolgt. An einer roten Ampel sei ein Insasse ausgestiegen und habe ihn in den Bauch getreten. Der Zeuge Güney S. (50) erzählt jedoch, er selbst, Sohn und Neffe seien in einem Auto unterwegs gewesen. Der Angeklagte habe vor ihnen an einer Ampel gehalten und mit einem Gegenstand herumgefuchtelt, sei auf einen Kommentar von ihm jedoch losgefahren.
Den Angriff in der Nacht bezeichnet S. als traumatisch: Er habe Sohn und Frau hinter sich in Sicherheit gebracht, als er das Messer gesehen habe. Er habe mehrere Schnittverletzungen davongetragen, bis er sich schließlich auf den Angreifer gesetzt habe, um ihn ruhigzustellen. S. wurde ambulant behandelt. Seit dem Vorfall leide er unter Schlafstörungen, war auch in psychologischer Behandlung.
Der Angeklagte hatte zur Tatzeit einen Blutalkoholwert von 1,8 Promille und eine geringe Menge Cannabis konsumiert. Eine Sachverständige sagte aus, der Angriff sei nicht im Affekt geschehen. Ein selbst aufgenommenes Video zeige F. mit Verletzungen, es handle sich jedoch nicht um eine überraschende Situation: Es sei klar gewesen, dass die Familie nach Hause komme. Laut eigener Aussage habe er sich „wehren wollen und dafür Vorkehrungen getroffen“: Er schaltete das Licht aus und nahm das Messer. Das Urteil wird für heute erwartet.