Mietpreise in Gladbach steigen weiter
Besonders im Luxus-Segment explodieren die Preise. Fast zehn Prozent müssen einige Mieter seit 2010 mehr für ihre Wohnungen bezahlen.
Mieter ärgern sich: Jahr für Jahr steigen die Kosten für ihre Wohnungen und im Portemonnaie bleibt immer weniger Geld übrig. In den vergangenen fünf Jahren bekamen das die Gladbacher sogar noch deutlicher zu spüren, als es zuvor je der Fall war. Das zeigt ein Blick in den neuen Mietpreisspiegel, den Haus und Grund, der Mieterverband Niederrhein und der Mieterverein Rheydt und Umgebung in Kooperation mit Stadt und den Gladbacher Wohnungsunternehmen erarbeitet hat Ob Neubau oder Altbau. Ob Innenstadt in bester Lage oder Randgebiet: Im Vergleich zur letzten Mietrichtwerttabelle aus dem Jahr 2010 sind die Mieten in allen vier Kategorien im Schnitt je um etwa 7,5 bis neun Prozent gestiegen, heißt es von Haus- und Grundbesitzverein.
Norbert Bienen, Projektentwickler und Makler bei Bienen&Partner
Eine 100 Quadratmeter große Wohnung in der Innenstadt kostete vor fünf Jahren 745 bis 775 Euro. Heute zahlen Mieter für dieselbe Wohnung zwischen 810 und 850 Euro — ohne Betriebskosten versteht sich. Das entspricht einem durchschnittlichen Plus von 9,2 Prozent — zwischen 2006 und 2010 stieg der Mietpreis lediglich um 3,2 Prozent. Den aktuellen Preisanstieg von nahezu zehn Prozent beschreibt der Verein Haus und Grund als „erfreulich“. Den Mieter werden die Zahlen allerdings kaum erfreuen. Aber: Was bei ihm für verärgerte Blicke sorgt, bedeutet für die Stadt in erster Linie nur Gutes.
Ein Beispiel: Im Vergleich mit der Nachbarstadt Krefeld sind die Mieten vor allem in der Kategorie A, der besten Innenstadtlage, nahezu identisch. Die Unterschiede in Neubauwohnungen in den Kategorien B und C sind nur marginal. Für potenzielle Investoren, die gerade einen Standort für ein Unternehmen suchen, bedeutet das, dass in beiden Städten die Bürger ähnlich gut verdienen und somit auch ähnlich viel Geld für Anschaffungen und Dienstleistungen ausgeben. Angenommen, der Gladbacher Mietpreisspiegel läge deutlich unter dem von Krefeld, sähen viele Investoren die Nachbarstadt als die deutlich lukrativere an, weil dort offenbar mehr Geld zu verdienen ist. Investitionen würden in der Folge also vermehrt nach Krefeld anstatt nach Gladbach fließen.
Der hohe Mietpreisspiegel ist somit ein wichtiger Indikator. Er zeigt, dass Gladbach sich zumindest von seinem Nachbarn nicht hat abhängen lassen, sondern sogar aufgeholt hat. Nun steht Gladbach aber nicht nur mit Krefeld in Konkurrenz, sondern auch mit Aachen, Neuss und mit Kleinstädten wie Korschenbroich, deren Gewerbegebiete oft an Gladbach angrenzen. Und allen voran natürlich mit Düsseldorf. Der Trend müsse nun fortgesetzt werden. „Ich erkenne eine Kostensteigerung im unteren wie im oberen Mietwohnungssegment. Das ist positiv“, bewertet Projektentwickler und Makler Norbert Bienen von Bienen&Partner den neuen Mietpreisspiegel. Seit Jahren pocht er darauf, die alten Daten zu aktualisieren, damit der spürbare Aufschwung der Stadt auch in Zahlen festgehalten wird, um Gladbach den Investoren schmackhaft machen zu können. Bienen lässt sich aber nicht dazu hinreißen, den Trend als „sehr positiv“ zu bezeichnen. Er erkennt noch nicht ausgeschöpftes Potenzial, die eigene Marktanalysen seiner Firma ergeben hätten. Anstatt 8,50 Euro pro Quadratmeter realisiere er Mietpreise zwischen 9,50 bis elf Euro.
Doch er will nicht falsch verstanden werden: „Es ist gut, dass wir preiswerteren Wohnraum haben. Aber wir brauchen auch teureren. Der Markt ist bereit, mehr zu zahlen“, sagt Bienen. Im vergangenen Jahr habe es in der Gladbacher Innenstadt, am Wasserturm, in Windberg, rund um den Bunten Garten sowie in Eicken genau 178 Anfragen für Wohnraum gegeben, der zwischen zehn und zwölf Euro pro Quadratmeter kostet (ein Plus von neun Prozent). Und 155 Anfragen kamen für Mietwohnungen jenseits von zwölf Euro pro Quadratmeter (ein Plus von acht Prozent). Aber: „Unser Mietangebot in der Stadt gibt das nicht her.“ Norbert Bienen fordert deswegen: „Wir brauchen vernünftige Mieten, um vernünftige Wohnungen zu haben. Jedes Segment, ob preiswert oder Luxus, muss abgedeckt werden.“