Mönchengladbach/Rheydt. Jalil Eggink fährt mit dem Bobbycar doch etliche der Hütchen um, die die Strecke markieren. Er trägt eine so genannte Rauschbrille - eine Brille, die das eingeschränkte Sichtfeld eines alkoholisierten Menschen nachahmt.
Der 18-jährige Schüler des Berufskollegs Rheydt-Mülfort nimmt damit seine Umwelt so wahr, als hätte er 1,1 Promille Alkohol im Blut. "Ich dachte, dass man verschwommen sieht, aber nicht, dass man die Gegenstände versetzt sieht", meint Jalil überrascht. Das sei eine sehr abschreckende Erfahrung.
Auch sein Mitschüler Dennis Staudt ist von der Wirkung der Brille verblüfft: "Ich bin mit dem Kickboard gegen das Fenster gefahren. Dabei dachte ich, ich hätte es gepackt."
Der Rauschbrillenparcours ist nur ein Bestandteil des Aktionstages gegen Alkoholmissbrauch, den das Berufskolleg Rheydt-Mülfort erstmalig ausgerichtet hat. "Den konkreten Anlass für den Aktionstag hat der Suchtbericht der Bundesregierung gegeben", erklärt Heinz-Günther de Raet, Lehrer am Berufskolleg und einer der Organisatoren des Aktionstages. "Wir wollten ein Zeichen setzen und für das Thema sensibilisieren."
Schließlich sind die Schüler des Berufskollegs zwischen 17 und 25 Jahre alt, also in einem Alter, in dem Phänomene wie Koma-Saufen auftreten.
15 Klassen des Berufskollegs haben sich im Rahmen des Religions- und Politikunterrichts mit dem Thema Alkoholmissbrauch auseinandergesetzt. Ihre Ergebnisse präsentierten sie auf Stellwänden, aber auch in Form von Aktionen. Auch alkoholfreie Cocktails mit so klangvollen Namen wie Sweet Kiss oder Paradiesvogel waren im Angebot.
Die Fachoberschulklasse, die Erol Yalcin besucht, hat eine Sozialpädagogin eingeladen, die über Süchte und Abhängigkeiten berichtete. "Die Abhängigen werden immer jünger", sagt der Fachoberschüler. "Man muss deutlich machen, dass es keine tolle Leistung ist, sich am Wochenende volllaufen zu lassen."
Alle 35 Klassen des Berufskollegs nehmen am Aktionstag teil. Den Abschluss des Tages bildet eine Lehrerkonferenz, bei der die Kripo Mönchengladbach und die Drogenberatung das Kollegium informieren und weiter für das Thema sensibilisieren.
"Wir können nicht einfach nur Betriebswirtschaft oder Politik unterrichten und uns darauf zurückziehen, dass unsere Schüler erwachsen sind", sagt de Raet. "Ein Thema wie Alkoholmissbrauch gehört auch in Schulen wie unserer."