Mönchengladbach. In kleinen, aber eleganten Schritten trippelt Kaja Schwarz über das Parkett. Prüfend streicht sie sich über ihre Hüften, an denen das Brautkleid wie eine zweite Haut sitzt: "Darin werde ich sicherlich nicht heiraten. Es ist viel zu eng, um laufen zu können", erklärt die junge Frau.
Das Kleid, das sie trägt, ist ein Traum in Lila, mit weit ausgeschnittenem Rücken, weißen Rüschen am Ausschnitt und einer kleinen Schleppe. Kaja Schwarz hat es selber entworfen, vorgezeichnet und geschneidert.
Ganz spontan sei ihr die Idee zu dem ungewöhnlichen Design gekommen: "An einem anderen Tag hätte das Brautkleid sicherlich anders ausgesehen", erzählt die angehende Bekleidungstechnikerin.
Während Kaja ihr Kleid anprobiert, brodelt um sie herum in der Aula des Maria Lenssen-Berufskollegs hektische Aufregung. Überall stehen Kleiderständer, behängt mit Röcken, Mänteln, Hosen oder Jacken in allen Formen und Farben.
Junge Frauen schlüpfen in immer neue Outfits und verwandeln sich in perfekte Models - mal klassisch elegant, mal ausgefallen futuristisch gestylt.
Dass an diesem Morgen Modemessen-Atmosphäre herrscht, ist nicht verwunderlich: Am Montag führen die Schülerinnen der Modeschule Mönchengladbach auf der Messe CPD in Düsseldorf ihre selbstentworfenen Kollektionen vor.
Vor dem großen Auftritt ist für die angehenden Modedesignerinnen in der Aula Werkstattprobe angesetzt: "Wir erarbeiten heute die Choreografie unserer Modenschau", erzählt Doris Ortlinghaus, Lehrerin an der Fachschule für Modedesign.
In welcher Reihenfolge und mit welcher Musik wird präsentiert? Welches Modell passt zu welchem Outfit? Sind die Frisur und das Make-up perfekt? "Beim Auftritt muss einfach alles topfit sein", erklärt die Modefachfrau, während sie mit strengem Blick das Aussehen der Models begutachtet.
100 Teilnehmerinnen der Modeschule sind in Düsseldorf vor und hinter der Bühne mit dabei. Insgesamt 19unterschiedliche Auftritte, jeder unter einem anderen Thema, müssen choreografiert werden.
Bis zu 60 Models zeigen die rund 40 Kollektionen, die die Schülerinnen der Oberstufe in den vergangenen Monaten entworfen haben. Die Jung-Designerinnen hatten verschiedene Vorgaben für Formen, Farben und Material ihrer Kollektionen.
Die Mäntel sollten klassisch streng und nicht verspielt sein, die Brautkleider in allen Nuancen der Farbe Rot entworfen werden. In Projekten während der zweijährigen Ausbildungszeit sind außerdem Mini-Kollektionen entstanden, die ebenfalls auf der Modemesse zum ersten Mal der Öffentlichkeit vorgestellt werden.
Julia Wolf steht mit Abstecknadeln und Zentimetermaß bereit, um letzte Hand an ihr Modell - ein cremefarbener Hosenanzug mit Rüschenkorsage - zu legen: "Meine Kollektion ist perfekt für den festliche Auftritt der reifere Businessfrau geeignet", findet Julia.
Ihre Mitschülerinnen Anfisa Haidwald und Khadija Mokni haben aus bunten Chiffon ein Outfit im so genannten Gypsy-Stil entworfen. Weiblich chic und doch bequem, soll ihre Kleidung sein:
"Wir haben das Flair unserer Herkunftsländer Tunesien und Russland und unseren Spaß am Tanzen in die Kollektion einfließen lassen", erklärt Khadija.
"Für unsere Schülerinnen ist der Auftritt auf der CPD eine wichtige Übung für ihren beruflichen Alltag", sagt Petra Malinowski, Leiterin des Bildungsgangs Modedesign am Maria Lenssen-Berufskolleg.
Und manchmal sei Düsseldorf für den Modenachwuchs sogar das Sprungbrett zu einer Karriere als Designerin oder Model.