Hilfsdienst in Mönchengladbach ASB betreibt keinen Pflegedienst mehr
Mönchengladbach. · Grund sei Personalmangel. Elf der 15 Pflegekräfte verlassen den Arbeiter-Samariter-Bund.
Die ambulante Pflege in der eigenen Wohnung wird in der alternden Gesellschaft immer wichtiger. Senioren wollen so lange wie möglich zu Hause bleiben und dafür die Hilfe von Profis in Anspruch nehmen. Umso überraschender, dass ein namhafter Anbieter in Mönchengladbach seinen Dienst Ende April einstellt: Der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) gibt seinen ambulanten Pflegedienst in Mönchengladbach auf Betroffen ist auch der Hauswirtschaftsservice, wie Geschäftsführer Maik Hell unserer Redaktion bestätigte. Alle anderen Angebote würden fortgeführt, auch der Hausnotruf beziehungsweise der mobile Notruf, wie der ASB mitteilte.
Rund 100 Pflegebedürftige, die die ambulanten Dienste der Pfleger beansprucht hatten, mussten bei anderen Diensten untergebracht werden. Dies sei nach ASB-Angaben auch gelungen. 15 Mitarbeiter der ambulanten Pflege sind von der Schließung betroffen, elf von ihnen verlassen den ASB. „Wir haben in vielen Fällen dafür gesorgt, dass diese Kollegen eine andere Anstellung finden“, sagt Hell. Auch alle Auszubildenden seien vermittelt worden.
Der ASB habe sein Personal
nicht überbelasten wollen
Er nennt als Begründung für den relativ kurzfristigen Schritt einen eklatanten Personalmangel. „Aufgrund von fehlendem Personal hatte unser ambulanter Dienst bereits keine Größe mehr, mit der sich wirtschaftlich sinnvoll die Versorgung unserer Klienten langfristig aufrecht erhalten ließ“, so Hell. Der Pflegenotstand habe den ASB voll getroffen, und um die Mitarbeiter nicht über Gebühr zu belasten und den Patienten keine Zusagen zu machen, die nicht eingehalten werden könnten, hätten Betriebsrat, Vorstand und Geschäftsführung sich zu diesem Schritt entschlossen.
Auch andere ambulante Pflegedienste in der Stadt machen die Erfahrung: Der Bedarf nach ambulanten Pflegern steigt rapide an, aber es gibt immer weniger verfügbare Fachkräfte. „Die ambulanten Pflegedienste haben mehr Schwierigkeiten, alle Patienten zu versorgen, denn viele Menschen wollen möglichst lange selbstbestimmt zu Hause leben“, sagt etwa Frank Polixa, Geschäftsführer des Caritas-Verbands in Mönchengladbach, der rund 500 Senioren im Stadtgebiet in der ambulanten Pflege betreut.
Fragt man ehemalige ASB-Mitarbeiter, habe es in den vergangenen Wochen bereits viele Kündigungen in der Belegschaft gegeben. Diese Mitarbeiter seien freiwillig gegangen. „Es wurde vor einiger Zeit viel versprochen, aber wenig gehalten. Das Schlimme ist, man fühlt sich richtig alleingelassen“, sagt einer, der namentlich nicht genannt werden möchte.
2015 führten der ASB und sein Betriebsrat einen Rechtsstreit
Vor knapp vier Jahren hatte es bereits mehrere juristische Auseinandersetzungen zwischen dem damaligen Betriebsrat und der Geschäftsleitung des ASB gegeben. Ein ehemaliger Angestellter berichtete von einem „Klima der Angst“. Der ASB wies die Anschuldigungen damals zurück und bekräftigte nun, das entsprechende Gerihtsverfahren sei bereits im Herbst 2015 beendet worden: „Bei der durchzuführenden Neuwahl des Betriebsrates des ASB wurde der zu diesem Zeitpunkt tätige Betriebsrat nicht wiedergewählt.“
Der ASB sei ein sozialer Dienstleister, der ehrlich am Markt agiere. Man habe „ständig versucht, mit besonders attraktiven Arbeitsbedingungen, die weitgehend frei von horrenden Überstundenzahlen und Doppeldiensten sind, guten Gehältern und Zusatzleistungen, sowie mit einem gesunden Betriebsklima, sich von anderen Arbeitgebern abzusetzen“.
Dies ist zuletzt allerdings offenkundig immer weniger gelungen. Dennoch sei die jetzige Situation Mitte März nicht vorhersehbar gewesen. „Deshalb mussten wir auf diesen Mangel an Fachkräften in dieser Form konsequent reagieren“, so Hell. Als letztes hat der ASB jetzt beim Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit Stellenanzeigen löschen lassen. Sie warben für Jobs im ambulanten Pflegedienst, und galten zum nächstmöglichen Zeitpunkt.