Mönchengladbach 726 Bäume müssen gefällt werden

Die Trockenheit im Sommer hat vielen Gehölzen im Stadtgebiet zugesetzt.

86 000 Bäume gibt es in Mönchengladbach, davon die allermeisten in den Wäldern. Hier eine Rotbuche im Hardter Wald.

Foto: Andreas Gruhn

Wenn Hanno Müller von Bäumen spricht, dann fallen mitunter pädagogische Fachbegriffe. „Bäume erziehen“, sagt der Baumexperte der Stadttochter Mags zum Beispiel und meint damit, dass heranwachsende Bäume so beschnitten werden müssen, dass sie zum einen keine Gefahr für Menschen darstellen, zum anderen aber in ihrem Wuchs nicht unnötig behindert werden.

Vorrangiges Ziel ist, Bäume möglichst lange zu erhalten

Müller ist Arborist, ein besonders geschulter Baumpfleger. Und wenn er darüber spricht, dass die Fällliste der Mags in diesem Winter 726 Bäume ausweist, dann wird deutlich: Da geht es in vielen Fällen nicht um eine „Ernte“, sondern um Baumkrankheiten, Sturmschäden, abgestorbene Bäume und Borkenkäfer-Befall. Dies den Bürgern zu vermitteln, falle immer schwerer. „Meine Kollegen werden von Passanten als Baumfrevler bezeichnet und beschimpft, wenn sie irgendwo arbeiten. Dabei ist unser vorrangiges Ziel, kranke Bäume so lange zu erhalten, wie es irgendwie geht“, sagte der Baumexperte Müller jetzt in der Bezirksvertretung Süd.

Die Situation könnte im kommenden Jahr noch schlimmer ausfallen: Die Folgen der Trockenheit in diesem Sommer, so Müller, „werden in nächsten Jahren sichtbar werden“. Den Zustand der Birken bezeichnete er als „kritisch“, viele Bäume seien „ausgetrocknet“. Im Sommer habe er sich zahlreiche Nadelbäume angeschaut, die sich seinerzeit noch gut präsentiert hätten. „Und einige Wochen später waren von Fichten und Douglasien alle Nadeln abgefallen. Das ist schon dramatisch“, sagte Müller. Borkenkäfer nutzen die Schwäche der Bäume gnadenlos aus. Müller: „Wir müssen das von den Käfern befallene Holz rigoros entfernen, um die weitere Ausbreitung zu verhindern. Das ist keine Baumernte, für dieses Holz bekommen wir kaum etwas. Das ist fast wertlos.“ In anderen Fällen sind es andere Gründe, die zum Baumsterben führen. Im Beller-Park etwa stehen die Wurzeln von Pappeln und Erlen im Grundwasser, und das bekommt ihnen gar nicht. Im Schmölderpark sind viele Buchen von Pilzen befallen.

23 Bäume fallen einer Platzneugestaltung zum Opfer

Auch die umstrittenen Baumfällungen am Edmund-Erlemann-Platz (zwei Ginkgo-Bäume, ein Baumhasel) und am Martin-Luther-Platz in Odenkirchen (hier sollen 23 Bäume für eine Platzneugestaltung fallen) waren in den Bezirksvertretungen Nord und Süd Thema. Am Erlemannplatz sollen nun nur noch die beiden Ginkgos gefällt werden, der Baumhasel soll bleiben, wie Müller sagte. Die Bürgerproteste gegen die Fällaktionen haben Spuren hinterlassen. „Zum Martin-Luther-Platz äußere ich mich nicht. Da werden wir nur für die Stadt tätig, ich bin da der falsche Ansprechpartner“, sagte Arborist Müller. Dafür positionierte sich CDU-Sprecher Joachim Roeske. In Odenkirchen habe es ein transparentes Verfahren mit Bürgerbeteiligung gegeben. Die Planung hätten Fachleute begleitet, den Entwurf hätten die Bürger so gewollt. „Und in der Bezirksvertretung Süd haben auch die Grünen dieser Neugestaltung zugestimmt - einschließlich der Baumfällungen“, betonte Roeske.

Der Mags-Baumexperte sicherte zu, dass die Zahl von 86.000 Bäumen in der Stadt gehalten werden soll. In diesem Jahr wurden 200 Bäume in Parks, an Straßen und anderen Grünanlagen gepflanzt, weitere 150 sollen jetzt noch folgen. Dazu hat die Mags 13.700 Setzlinge im städtischen Forst gepflanzt. Die Grünen fordern auch bei der Neupflanzung mehr Transparenz: Die Mags soll künftig darstellen, wo sie was pflanzt. Aufschluss könnte da ein Grünordnungsplan für die Innenstadtbereiche geben. „Dieser Plan muss unbedingt erarbeitet werden“, sagte Grünen-Fraktionsvorsitzender Karl Sasserath, als er gestern die Forderungen seiner Partei für den Haushaltsentwurf vorstellte. Auch der BUND verlangt diesen Plan.

Ein solcher Plan sei nicht einfach zu erstellen, sagte Müller in der Bezirksvertretung Nord. „Wir können oft erst bei Fällungen prüfen, ob an derselben Stelle wieder ein Baum eingesetzt werden kann.“ Oftmals sei die vorgesehene Baumscheibe zu klein für Neupflanzungen oder Leitungen seien anders verlegt, als es in Plänen verzeichnet ist.