Straftat in Mönchengladbach Unbekannte zerstören einzigen Biberdamm

Rheindahlen. · Der Damm im Naturschutzgebiet wurde mutwillig auseinandergerissen. Das Tier ist fort.

Im Herbst 2019 siedelte sich der erste Biber seit 200 Jahren an.

Foto: dpa/Felix Heyder

Für Natur- und Umweltschützer war es ein wunderbarer Erfolg, als sich im Herbst vergangenen Jahres ein besonders streng geschütztes Tier am Knippertzbach ansiedelte. „Der erste Biber im Stadtgebiet“, sagt Barbara Weinthal, Leiterin des städtischen Fachbereichs Umwelt. Vor rund 200 Jahren sei die Tierart in der Region systematisch ausgerottet worden. Seitdem gab es in Mönchengladbach keinen Biber mehr in freier Wildbahn – bis zum vergangenen Oktober. „Wir waren so froh“, sagt Barbara Weinthal. Schließlich zeige die Ansiedlung des Tieres auch, wie wertvoll das Naturschutzgebiet im Rheindahlener Land ist.

Dann kam der Schreck: Am vergangenen Wochenende (25./26. Januar) wurde der Bau des Tieres von Unbekannten zerstört. Der Biber ist verschwunden. „Was mit ihm passiert ist, wissen wir nicht“, sagt Barbara Weinthal.

Aber die Tat hat auch Auswirkungen auf die Natur: Durch den gezielten Aufbruch des Biberdamms ist der vormals großflächig unter Wasser stehende Bruchwald im Naturschutzgebiet nun trocken gefallen. Gleiches gilt für den Erdbau des Bibers. Das mussten die Mitarbeiter der Unteren Naturschutzbehörde vor Ort feststellen. Sie waren noch am Wochenende vom Schwalmverband informiert worden, der für das Gebiet zuständig ist. Die Stadt hat mittlerweile Strafanzeige bei der Mönchengladbacher Polizei erstattet. Es wurde ein Ermittlungsverfahren wegen der erheblichen Störung sowie der Zerstörung von Fortpflanzungs- und Ruhestätten einer besonders streng geschützten Tierart eingeleitet.

So sah der Biberdamm vor der Zerstörung aus.

Foto: Stadt MG

„Diese Zerstörung ist kein Kavaliersdelikt, sondern stellt eine Straftat dar, die mit Freiheits- oder Geldstrafe geahndet wird“, betont Stadtdirektor und Technischer Beigeordneter Gregor Bonin. Der vom Biber geschaffene Damm habe dafür gesorgt, dass weite Flächen des Waldgebietes konstant mit Wasser bedeckt waren und sich so eine ökologische Vielfalt entwickeln konnte. Auch Barbara Weinthal kennt die Auswirkungen in dem wertvollen Naturschutzgebiet: „Durch die Zerstörung des Damms und der damit verbundenen starken Absenkung des Wasserspiegels wird der Charakter des Erlenbruchs stark beeinträchtigt.“

Und das ist das Bild von Biberdamm und Bruchwald nach der Zerstörung.

Foto: Stadt MG

Für die Naturschützer steht fest: Kinder oder Jugendliche seien es nicht gewesen, die den Damm aus Übermut kaputt machten. „Nein, hinter der Tat steckt schon kriminelle Energie. Das war eine planmäßige Zerstörung der Aufstauung“, glaubt Barbara Weinthal. Live gesehen hatten die Mitarbeiter von der Unteren Naturschutzbehörde und vom Schwalmverband den Biber übrigens noch nicht. Aber die bleistiftartig angenagten Bäume und auch der Damm lieferten eindeutige Spuren.Allerdings ist nicht sicher, ob es sich um ein Einzeltier handelte oder um eine Familie.

„Wir wollten in der nächsten Zeit eine Drohne über dem Gebiet starten, um Genaueres zu erfahren“, sagt die Fachbereichsleiterin, „aber das können wir uns ja jetzt sparen“. Der Biber hat im Knippertzbachtal offenbar gute Lebensbedingungen vorgefunden. Die Nagetiere ernähren sich von Kräutern, Blättern, Knospen und Zweigen – also rein vegetarisch, „sogar vegan“, wie Barbara Weinthals Kollege sagt.

Laut Nabu ist das Naturschutzgebiet Knippertzbachtal circa 94 Hektar groß. Es ist das einzige Europäische Vogelschutzgebiet in Mönchengladbach und bietet auch seltenen Vogelarten wie Mittelspecht und Waldlaubsänger einen Lebensraum. Fledermäuse und Steinkäuze sind ebenfalls zu finden. Der Wasserstand innerhalb des Feuchtgebietes wird vor allem durch Einspeisungen von Frischwasser durch Rheinbraun aufrechterhalten.

„Wir kämpfen schon seit Jahren für den Erhalt dieses Naturschutzgebietes“, sagt die Fachbereichsleiterin. Deshalb will die Untere Naturschutzbehörde auf jeden Fall herausfinden, wer den Biberdamm zerstört hat und ist über jeden Hinweis, der zur Aufklärung führen kann, dankbar.

Hinweise nimmt die Untere Naturschutzbehörde unter der Telefonnummer 02161/258267 entgegen.