Hilfsgruppen in Mönchengladbach Mönchengladbacher halten zusammen
Mönchengladbach. · Einkaufen, Besorgungen machen oder mit dem Hund Gassigehen – Bürgerschützen und private Gruppen bieten ihre Hilfe an.
Wer zu einer Risikogruppe gehört, die vom Coronavirus besonders bedroht ist, sollte größere Menschenansammlungen meiden. Jene, die schon erkrankt sind, sollten erst recht zu Hause bleiben und niemanden anstecken. Damit diese Menschen trotzdem an Lebensmittel und Medikamente gelangen, bilden sich gerade mehrere Nachbarschafts-Hilfegruppen. Dazu gehören der Bürgerschützenverein und zwei Facebook-Gruppen.
Bürgerschützenverein
Markus Effertz (56) vom Bürgerschützenverein St. Hermann-Josef Speick hat am Samstag seine Mitbrüder über das Handy und per Mail dazu aufgerufen, „in dieser schweren Zeit gedanklich zusammenzurücken“ und für die Menschen da zu sein, die Hilfe brauchen. So wurde bereits am Sonntag die Generalversammlung abgesagt, um ältere und vorerkrankte Menschen zu schützen. Jene aus dem Ort könnten sich bei Effertz unter Telefon 0176/43309081 melden – sei es für Einkäufe, Gassi gehen oder Arzt- und Apothekenbesuche. „Alle Schützenbrüder stehen bei Fuß, ich brauche sie nur anrufen.“ Insgesamt sind 230 Brüder in der Bruderschaft aktiv, bald sollen Flugblätter verteilt werden.
Effertz hat Einweghandschuhe und Desinfektionsmittel parat. Seine Rückbank im Auto desinfiziere er regelmäßig, direkten Kontakt vermeide er. „Wer gar nicht in Kontakt treten will, dem setze ich die Einkäufe vor die Tür.“ Effertz arbeitet derzeit im Homeoffice, sein Engagement habe Priorität. „Ich sehe es als unsere Aufgabe, jetzt für unsere eingeschränkten, älteren Mitglieder und Mitmenschen aus der Nachbarschaft da zu sein, die es nicht mehr alleine schaffen, oder wo die Gefahr zu groß ist, bestimmte Aufgaben alleine zu bewältigen“, sagt er. „Wenn wir zusammenstehen, werden wir alles gemeinsam schaffen!“
Coronavirus-Solidarität
Hannah Kamphausen hat am Samstag die Facebook-Gruppe „Coronavirus-Solidarität Mönchengladbach“ gegründet. „Wir wollen eine Plattform bieten, auf der sich Helfer und Hilfesuchende finden können“, sagt die 28-Jährige. Dabei gehe es zunächst um akute Probleme wie Kinderbetreuung und Einkaufshilfen. „Es wäre sinnvoll, wenn Patenschaften entstehen würden und man sich um eine Person langfristig kümmert.“ Kamphausen ist derzeit zwischen zwei Jobs und selbst Mutter. „Ich habe Solidarität in Krisensituationen schon sehr oft erfahren dürfen, und ich würde mir auch für andere Menschen erhoffen, dass sich solche Netzwerke entwickeln.“
Nach nur drei Tagen sind knapp 400 Mitglieder der Facebook-Gruppe beigetreten. Kamphausen beantwortet Fragen, organisiert Hilfspläne und wählt die Mitglieder nach bestimmten Kriterien aus. Zunächst wird geprüft, wie lange die Person Netzwerk-Mitglied ist, ob sie reale Freunde oder nur Fake-Accounts hat und ob sie zwiespältigen Gruppen angehört. „Wir haben schon viele hilfsbereite Menschen, aber kaum welche, die die Hilfe in Anspruch nehmen.“ Um auch die Leute zu erreichen, die kein Internet haben, wollen sie Zettel mit Informationen in Supermärkten und Briefkästen verteilen. „Wir waren in unserem Haus klingeln und haben festgestellt, dass wir heutzutage unsere Nachbarn kaum noch kennen. Da kann der Staat nicht viel tun, das liegt an uns“, sagt Kamphausen. Ihr sei es wichtig auf die Menschen zuzugehen, die sich vergessen fühlten und die isoliert lebten. „Wir haben die Hoffnung, dass die Menschen trotz sozialer Distanz näher rücken“, sagt die 28-Jährige.
Hilfenetzwerk Corona
Levent Elçi hat, ebenfalls am Samstag, die Facebook-Gruppe „Hilfenetzwerk Corona Mönchengladbach“ gegründet. „Ich wollte einfach meine Hilfe anbieten, aber es gab noch keine Sammelstelle für solche Informationen“, sagt der 30-Jährige, der erst seit August in Mönchengladbach lebt. Seine Initiative auf Facebook hat sich schnell herumgesprochen, 227 Mitglieder hat die Gruppe bis Montagnachmittag versammelt.
In regelmäßig aktualisierten Beiträgen können Nutzer sehen, wie viele Helfer in den einzelnen Stadtteilen zur Verfügung stehen. Den Kontakt und die Vermittlung übernimmt Elçi. „Die Daten behandeln wir selbstverständlich vertraulich“, versichert er. Zudem will er Flyer erstellen, die Mitglieder der Gruppe ausdrucken und verteilen können. Ebenso soll in Kürze eine eigene Internetseite und eine gesonderte Telefonnummer an den Start gehen. „Bis jetzt haben wir noch keine Hilfegesuche erhalten“, sagt Elçi. Jeder, der dort mithelfen möchte, kann seine Hilfe beim Einkaufen, Gassi gehen oder ähnlichem anbieten.