Pilotprojekt in Mönchengladbach Polizei kann Streifenwagen per GPS orten

Mönchengladbach. · Die Mönchengladbacher Polizei testet die GPS-Ortung 18 Monate. Danach könnte das System landesweit eingeführt werden.

NRW-Innenminister Herbert Reul (l.) spricht mit Polizisten im Mönchengladbacher Polizeipräsidium über das GPS-Monitoring.

Foto: Bauch, Jana (jaba)

Die Funkgeräte in 30 Mönchengladbacher Streifenwagen haben schon ein spezielles Up-Date erhalten: Sie senden Signale, mit denen sie aus der Polizeileitstelle geortet werden können. Bald sollen alle 500 Funkgeräte der Mönchengladbacher Polizeibehörde so ausgestattet sein.

„Die Herausforderungen für die Polizei werden immer größer. Sie braucht eine gute und sichere Ausrüstung und eine fortschrittliche Einsatztechnik“, sagte Innenminister Herbert Reul am Mittwoch im Mönchengladbacher Polizeipräsidium. Die Testphase für die neue GPS-Ortung ist am Mittwoch in seinem Beisein gestartet. 18 Monate soll sie dauern, dann wird entschieden, ob das System sich bewährt hat und ob es landesweit eingeführt wird. Denn zunächst sind nur die Polizei in Mönchengladbach und das Landesamt für zentrale polizeiliche Dienste (LZPD) mit dieser Technik mit dem GPS-System ausgestattet. Reuls Hoffnung ist groß, dass das neue GPS-System für mehr Sicherheit sorgen wird.

Wie es funktioniert, wurde am Mittwoch mit einem kleinen Film verdeutlicht: Ein Polizist sieht an der Nespelerstraße zwei maskierte Graffiti-Sprayer, die eine Hauswand besprühen. Er will sie ansprechen, wird aber gleich angegangen. Der Angriff ist so überraschend, dass kein Funkspruch mehr möglich ist. Aber das GPS-Signal bricht ab. So erfahren die Polizisten in der Leitstelle nicht nur, dass irgendetwas nicht stimmt, sie können den Kollegen auch schnell orten. Sie erkennen auf ihren Bildschirmen außerdem, wo sich die Streifenwagen befinden, die dem Tatort am nächsten sind. So ist schnelle Hilfe möglich.

Polizisten wurden bei
Einsatz im Jahr 2017 verletzt

Wie wichtig dies sein kann, hat auch Polizeipräsident Mathis Wiesselmann schon diverse Male erlebt. Er erinnerte am Mittwoch an die „Tumult-Situation“ im Jahr 2017, kurz vor Weihnachten. „Wir wussten, da ist den Kollegen etwas passiert, aber wir wussten nicht, wo sie sind.“ Eine Streifenwagen-Besatzung war in jenem Dezember bei einer Routine-Kontrollfahrt auf zwei heftig streitende und prügelnde Familien an einer Straße gestoßen. Die Polizisten stiegen aus und wollten schlichten, doch plötzlich richtete sich die geballte Gewalt gegen sie. In der Leitstelle war aber der Ort des Geschehens nicht bekannt. Die Kollegen konnten zwar gerettet werden, wurden aber zum Teil schwer verletzt.

Doch selbst wenn die Polizei weiß, wo sich Kollegen in Gefahr befinden – ohne GPS dauert’s länger. Denn bisher mussten Streifenwagenbesatzungen, die in der Regel ständig unterwegs sind, erst über Funk angerufen werden, um Standorte zu erfahren. „Da fragt man unter Umständen fünfmal an und muss auf fünf Antworten warten, um entscheiden zu können, wer am nächsten dran ist“, sagt Georg Lehnen, Leiter der Polizeiinspektion Mönchengladbach. Jetzt zeigt der Bildschirm in der Leitstelle, wo sich die Polizeiwagen aktuell im Stadtgebiet bewegen.

GPS-System funktioniert
auch bei Stromausfall

Zu sehen ist auch, ob die Besatzung sich in einem aktuellen Einsatz befindet, ob sie gerade auf der Anfahrt ist oder ob sie zur Verfügung steht. „Wenn die Polizei schneller am Einsatzort ist, bedeutet das auch mehr Sicherheit für den Bürger“, sagt Herbert Reul.

Bei der Polizei in Mönchengladbach verspricht man sich mit dem neuen System auf jeden Fall eine bessere und schnellere Koordination der Einsätze – das ist laut Wiesselmann noch wichtiger geworden, seitdem sich das Polizeipräsidium nicht mehr in der Mitte, sondern im Norden der Stadt befindet. Bedenken, dass es zu einer totalen Überwachung der einzelnen Polizeikräfte komme, müsse man nicht haben, sagt Bernd Heller vom LZPD. Geortet werde nur, wenn es zu einem Einsatzgeschehen komme. Außerdem würden keine Daten gespeichert.

Für das GPS-System der Polizei werden übrigens nicht die kommerziellen Telefonnetze genutzt. Alles läuft über das Digitalfunknetz, „und das funktioniert auch bei Stromausfall“, wie Polizeipräsident Mathis Wiesselmann sagt.