Großeinsatz in Mönchengladbach Mann sitzt nach Brand in U-Haft
Update | Mönchengladbach · Der Tatverdächtige soll Treibstoff vor und über die Wohnungstür seiner ehemaligen Lebensgefährtin geschüttet haben. Er sitzt in U-Haft. Was nach dem Brand in dem Hochhaus bleibt und wie Bewohner reagieren.
Nach einem Brand im fünften Obergeschoss eines Hochhauses an der Karlstraße sitzt ein 57-Jähriger in Untersuchungshaft. Dem Mann ohne festen Wohnsitz wird vorgeworfen, am Montagabend das Feuer vor der Tür der Wohnung seiner ehemaligen Lebensgefährtin gelegt zu haben. Das teilten Polizei und Staatsanwaltschaft am Dienstagabend in einer gemeinsamen Pressemeldung mit. Es bestehe der Verdacht des versuchten Mordes.
Die Zerstörungskraft des Feuers ist auch am Tag nach dem Brand zu erahnen. Zwar ist die Wohnungstür mittlerweile ausgetauscht, der Flur aber ist dennoch gezeichnet von dem Feuer. Auf dem Boden zeichnen sich schwarze Fußabdrücke ab. Die Tür, die vom Flur auf einen Balkon und dann ins Treppenhaus führt, ist mit einem Holzbrett blockiert und so weit geöffnet. Frische Luft strömt in den Gang. Zwei Jungen kommen aus einer Wohnung, die T-Shirts über Mund und Nase gezogen, und gehen schnellen Schrittes in Richtung Treppenhaus. Wenig später trifft die Spurensicherung ein.
Die meisten Bewohner zeigen sich am Brand wenig interessiert
Ansonsten ist es ruhig in dem Hochhaus in dem mehr als 200 Personen leben sollen. Vereinzelt gehen Menschen ein und aus. Auf den Brand angesprochen, zeigen sie sich wenig interessiert. Ein kleiner Zwischenfall. Eine Mutter erzählt, dass sie den Brandmelder zunächst ignoriert habe. „Hier geht ständig der Alarm“, sagt sie. Erst der Blick aus dem Fenster und der Geruch von Rauch machte sie misstrauisch. Dann rettete sie sich mit ihrer Tochter durch das Treppenhaus ins Freie. Andere Bewohner berichten ähnliches: eine schnelle Rettung über die Treppe, ein kurzes Warten, ein Zurückkehren in die Wohnung. Zwei Bewohner sagen, dass sie den Tatverdächtigen kennen würden. Über das Tatmotiv wird spekuliert. Die Polizei spricht von „persönlichen Streitigkeiten nach einer beendeten Partnerschaft“, die Hintergründe der Tat sein dürften. Die Ermittlungen dauern an. Zum mutmaßlichen Tathergang heißt es, dass gemäß aktuellem Ermittlungsstand davon auszugehen sei, dass der 57-Jährige Treibstoff vor und über die Wohnungstür seiner ehemaligen Lebensgefährtin geschüttet und diesen dann entzündet hat. „Die Tat wäre geeignet gewesen, die Wohnung in Brand zu setzen und Leib und Leben von Personen konkret zu gefährden“, heißt es.
Schlimmeres verhindert hat wohl das Eingreifen von Bewohnern. Noch während die Feuerwehr – alarmiert über die automatische Brandmeldeanlage und telefonisch von mehreren Bewohnern – mit einem Großaufgebot anrückte, löschten Bewohner den Brand im Flur mit einem Wandhydranten ab und verhinderten so eine weitere Ausbreitung.
Als die Einsatzkräfte vor Ort eintrafen, waren somit lediglich Nachlöscharbeiten und später Lüftungsmaßnahmen notwendig. Laut Feuerwehr hatten die meisten Bewohner das Hochhaus bereits verlassen oder retteten sich gerade über das Treppenhaus, als die Trupps an der Einsatzstelle eintrafen. Eine Drehleiter kam trotzdem zum Einsatz: Eine Person, die der Feuerwehr zurief, dass es vor ihrer Wohnung im fünften Obergeschoss brennt, saß auf dem Balkon fest, weil der Flur komplett verraucht und so der Fluchtweg abgesperrt war. Im Gegensatz zu anderen Bewohnern, die nach Feuerwehrangaben trotzdem über den Flur ins Freie flüchteten – und dabei zum Glück nicht verletzt wurden –, verharrte die Person während des Einsatzes auf dem Balkon und wurde über die Drehleiter von der Feuerwehr betreut. Nach den Löscharbeiten konnte sie von den Einsatzkräften durch die Wohnung ins Freie begleitet werden.
Nach Abschluss aller Maßnahmen der Feuerwehr konnten die evakuierten Bewohner noch am gleichen Abend in ihre Wohnungen zurückkehren. Die Polizei zählt zwei Leichtverletzte – darunter auch der Tatverdächtige, der bereits mehrfach wegen Eigentums- und Gewaltdelikten polizeilich in Erscheinung getreten ist und der auf Antrag der Staatsanwaltschaft seit Dienstag in Untersuchungshaft sitzt.