Beispiel Wickrath Sorge ums Kneipensterben in Wickrath
Wickrath. · Für Vereine gibt es kaum noch Säle. Auch Dehoga-Chef Andreas Graf ist beunruhigt.
Die Situation bekümmmert Arno Oellers. Der Bezirksvorsteher für Mönchengladbach-West ist für Rheindahlen und Wickrath zuständig. „Ich sehe die Entwicklung in Wickrath mit großer Sorge“, sagt er. Das Schloss wird für fast 1,4 Millionen Euro angeboten, das alte Brauhaus an der Wickrathberger Straße sowie die „Halbinsel“ – beide ortsnah zwischen Schloss und Kunstwerk gelegen – sind schon lange geschlossen. Und auch das Haus Frambach an der Beckrather Straße im Zentrum des Stadtteils steht zum Verkauf. Dem Vernehmen nach zeichnet sich eine Lösung für das Wickrather Traditionshaus ab. Demnach gebe es Interessenten für das Hotel-Restaurant, aber ob ein möglicher Investor die Gaststätte weiterführen lassen wird, oder die Räume für andere Zwecke umbauen lässt, ist ungewiss. „Wenn Frambach auch noch dichtmachen würde, hätten die Vereine in Wickrath keinen Saal mehr“, sagt Arno Oellers. „Eine Katastrophe.“
Der Bezirksvorsteher ist gern bereit zu helfen. „Allerdings müssen mich die Eigentümer ansprechen, ich kann nicht von mir aus tätig werden, wenn die Immobilien in Privatbesitz sind.“ Mit Jürgen Hambloch, der das Schloss Wickrath zum Kauf anbietet, hat er schon Gespräche geführt. „Ich bin froh, dass die Wirtschaftsförderung den Verkauf unterstützt. Das Schloss hat einen immensen Wert für Mönchengladbach.“
Arno Oellers hat es in Rheidahlen hinbekommen, dass in den Jägerhof an der Beecker Straße, der jahrelang vor sich hin gammelte, im vergangenen Jahr wieder Leben einzog. „Ich wurde damals von der Erbengemeinschaft um Hilfe gebeten“, sagt er. In Michael Hollmann, Chef der Bolten-Brauerei, fand er den richtigen Investor. Die Rheindahlener und Gäste aus der Stadt und dem Umland haben das für viel Geld detailverliebt hergerichtete und umgebaute Restaurant gut angenommen.
„Was in Wickrath passiert, ist kein Zufall und auch kein Einzelfall“, sagt Andreas Graf, Dehoga-Vorsitzender für Mönchengladbach und den Kreis Viersen. Das ständig anwachsende Paket an Anforderungen sei von den Gastronomen nicht mehr zu stemmen, Einzelunternehmer hätten kaum noch eine Chance, eine Gaststätte wirtschaftlich erfolgreich zu führen.
„Das klappt weitgehend nur noch, wenn etwa italienische oder griechische Familien einen Betrieb komplett in Eigenleistung führen.“ Der Kleinstmittelstand wird in den nächsten Jahren komplett wegfallen, ist die Prognose von Andreas Graf. „Das geht bei uns in die Richtung USA, wo nur noch große Ketten Bestand haben.“
Diese Entwicklung bereitet dem Dehoga-Chef große Sorgen. „Die öffentlichen Wohnzimmer fallen weg, wenn die Kneipen sterben“, sagt er. „Damit fehlen die sozialen Treffpunkte, die für unsere Gesellschaft so wichtig sind.“ Er appelliert an die Politiker und Entscheidungsträger. „Die Auflagen, die die Wirte erfüllen müssen, sind entschieden zu hoch, sie müssten dringend gelockert werden“, sagt er. „Die Betreiber verlieren den Spaß. Und man kann es ihnen nicht verdenken.“