In Mönchengladbacher Praxen Der Maskenmangel und ein Notbehelf

Mönchengladbach. · Auch in Mönchengladbach klagen Ärzte über fehlenden Nachschub an Schutzkleidung. In Neuwerk wollen nähende Seniorinnen helfen.

An solchen Atemschutzmasken und anderer Schutzausrüstung mangelt es derzeit vielen Ärzten.

Foto: dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Unvorbereitet sei die Odenkirchener Gemeinschaftspraxis nicht gewesen, sagt Karl-Heinz Daum. „Zu Beginn der aktuellen Infektionswelle haben wir uns analog der Richtlinien des RKI mit Schutzmaterial zur Versorgung von Grippeerkrankten eingedeckt und Mundschutz, Schutzkittel, Schutzbrillen in anfangs ausreichender Form besorgt. Aber jetzt haben wir kein Material mehr, und es ist auch keines zu bekommen“, beschreibt der Internist die Lage. Eine Situation, in der nicht nur die Odenkirchener Praxis steckt. Über Mangel an Schutzkleidung klagen Ärzte landauf landab. „Entgegen vollmundiger Versprechen sind wir in unserem hochindustrialisiertem Land unterversorgt und sehen uns regelrecht im Stich gelassen“, sagt Daum.

In der von Daum und vier Kollegen betriebenen Gemeinschaftspraxis ist vor einigen Tagen ein Patient positiv auf das neuartige Coronavirus getestet worden. „Aufgrund der Schutzmaßnahmen konnte die Weiterverbreitung des Virus über die Praxis verhindert werden“, sagt Daum. Doch nun dürfen Patienten mit Atemwegsinfektionen nicht mehr einfach die Praxis betreten, sondern werden zurückgewiesen und aufgefordert, sich zunächst telefonisch zu melden, um das Vorgehen abzuklären. Das sei nötig zum Schutz der übrigen Patienten. Darunter seien viele Ältere und an Vorerkrankungen Leidende, sagt Daum. Aber es sei auch nötig, um den Betrieb und die Betreuung von etwa 3000 Patienten im Quartal gewährleisten zu können. Denn sollte sich einer der Ärzte mit Corona anstecken, drohe eine Schließung der Praxis.

Mangelnder Nachschub an Schutzkleidung trifft ganz Europa

„Wer Beschwerden und Symptome wie Husten, Heiserkeit, Schnupfen oder Halsschmerzen aufweist“, sagt auch die Stadtverwaltung, sollte nicht einfach in eine Arztpraxis gehen, sondern unbedingt zuvor Kontakt zu seinem niedergelassenen Hausarzt oder zur Kassenärztlichen Vereinigung (Tel. 116 117) aufnehmen. Wenn sich dabei herausstelle, dass ein Corona-Test nötig sei, werde der über das Gesundheitsamt organisiert.

Der mangelnde Nachschub an Schutzkleidung betreffe ganz Europa, sagt Arno Theilmeier, Internist und Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) in Mönchengladbach. Die KV Nordrhein habe zeitig dafür gesorgt, dass die von der KV organisierten Notdienstpraxen am Bethesda-Krankenhaus (Erwachsene) und für Kinder (Elisabeth-Krankenhaus) „von Tag eins an“ mit Schutzausrüstung versorgt gewesen seien. Die übrigen Praxen mussten individuell vorsorgen.

Der Arzt Swen-Holger Quasdorff hat einen Weg gefunden, sich zumindest zu behelfen. Auch er kann für seine Neuwerker Praxis zwar keine richtigen Schutzmasken auftreiben. Aber einfache Mundschütze, die Patienten bei Untersuchungen tragen. Und zwar aus einer ungewöhnlichen Quelle: Seine Mutter und zwei weitere Frauen aus dem Bastelkreis des Karl-Immer-Hauses der Evangelischen Friedenskirchengemeinde nähen Mundschütze aus gewaschenem Leinenstoff.

Sigrid Quasdorff näht daheim an ihrer Nähmaschine einfache Mundschutze.

Foto: Swen-Holger Quasdorff

„Es ist kein optimaler Schutz“, sagt Quasdorff. Aber in der Viertelstunde, die eine Untersuchung dauere, sei er nützlich. Sollte der Patient dabei husten oder niesen, könne der Mundschutz zumindest verhindern, dass die Viren sich im Raum verteilen. „Man darf sich generell auch nicht mit einem solchen Mundschutz sicher fühlen. Das Wichtigste – und was unbedingt beachtet werden sollte – ist, dass wir unsere sozialen Kontakte minimieren und zu Hause bleiben“, rät Quasdorff. Seine Mutter Sigrid Quasdorff (80) und ihre Mitstreiterinnen beherzigen das: „Zum Nähen treffen wir uns nicht, das machen wir zuhause.“