Kriminalität in Mönchengladbach Mehr Straftaten in der Altstadt
Mönchengladbach · Nach den Corona-Einschränkungen hat sich das Leben in Gladbachs Altstadt wieder normalisiert. Jetzt muss Polizeipräsident Mathis Wiesselmann entscheiden, ob die Videobeobachtung in diesem Bereich verlängert wird.
Seit 2004 gibt es die Videobeobachtung in der Gladbacher Altstadt. Bisher hat sie sich bewährt. Viele Straftaten konnten verhindert werden, weil Polizeibeamte auf den Bildschirmen sahen, wie sich Konflikte anbahnten und sie rechtzeitig einschreiten konnten. In anderen Fällen dienten die Videobilder als Beweismittel.
Als beispielsweise am 21. Januar 2012 die verfeindeten Rockergruppen Hells Angels und Bandidos aufeinander losgingen, erkannte die Polizei auf den Kamerabildern, dass die ganz großen Bosse der berüchtigten Motorradclubs mit dabei waren. Als nach der Saisoneröffnung von Borussia im Juli 2009 deutsche Hooligans in der Altstadt Jagd auf englische Fans machten, ging die Polizei binnen Minuten dazwischen und konnte 21 Schläger ermitteln.
Auch zu Pandemiezeiten, die mit starken Einschränkungen verbunden waren, blieben die Kameras eingeschaltet, wenn auch nicht an jedem Wochenende. Doch nun hat sich der Alltag wieder normalisiert, in die Altstadt ist wieder Leben eingekehrt. Und die Wahrscheinlichkeit, dass mit den Partyfreudigen auch Straftäter zurückkommen, ist hoch.
Wie jedes Jahr muss nun der Polizeipräsident entscheiden, ob die Videobeobachtung in der Altstadt verlängert wird. Er legte dem Polizeibeirat und den Parteien nun Zahlen zur Kriminalitätsentwicklung in der Altstadt vor. Und die zeigen: Bei Delikten wie Körperverletzung, Raub, Diebstahl und Sexualstraftaten ist ein deutlicher Trend auszumachen. Die Zahlen steigen, und zwar nicht unerheblich. 511 Straftaten wurden 2021 insgesamt im videobeobachteten Bereich in der Altstadt registriert. Das ist eine Steigerung von über 79 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Es gab zehn Sexualdelikte (plus 150 Prozent), 195 Körperverletzungen (plus 255 Prozent), neun Raubdelikte (plus 80 Prozent) und 31 Sachbeschädigungen (plus 82 Prozent).
2022 leistete die Polizei in der Altstadt 7970 Arbeitsstunden
Schon vor Corona hatte die Polizei ihre Präsenz in der Altstadt verstärkt. Im Jahr 2022 war sie wieder mit verstärkten Kräften vor Ort. Nach den Zahlen aus dem Polizeipräsidium leisteten dabei 1031 Kräfte an 93 Einsatztagen 7970 Arbeitsstunden. 2131-mal wurden polizeiliche Maßnahmen eingeleitet, darunter waren 349 Platzverweise, 59 Gefährderansprachen und 70 Freiheitsentziehungen, also Festnahmen oder Ingewahrsamnahmen. Registriert wurden von ihnen 217 Straftaten und 266 Ordnungswidrigkeiten.
Im vergangenen Jahr leisteten 1001 Kräfte in der Altstadt an 103 Einsatztagen 7826 Arbeitsstunden. Nach den Zahlen aus dem Polizeipräsidium wurden 4245-mal (2021: 2131-mal) polizeiliche Maßnahmen eingeleitet. Dabei gab es unter anderem 98 (2021: 59) Gefährderansprachen, 465 (349) Platzverweise und 106 (70) Freiheitsentziehungen. Zusätzlich wurden 295 (217) Straftaten registriert und 481 (266) Ordnungswidrigkeiten.
Auch wenn es 2021 noch weniger Einsatztage in der Altstadt gab, gab es doch wieder eine Steigerung der Kriminalitätsrate. Und deshalb ist Polizeipräsident Mathis Wiesselmann auch für eine Verlängerung der Videobeobachtung in diesem Bereich. Auch wenn er diese Maßnahme als kein „Allheilmittel“ sieht. „Ich bleibe auch weiterhin der Meinung, dass der Einsatz offener optisch-technischer Mittel zur Gefahrenabwehr immer nur eine Ergänzung polizeilicher Maßnahmen sein kann“, sagt er. Dass er die Forderung nach einer Videobeobachtung am Marienplatz ablehnte, als sich dieser zwischenzeitlich zur No-Go-Area entwickelt hatte, ist bekannt. Im Gegensatz zum Marienplatz sei in der Altstadt aber nicht mit einem Verdrängungseffekt zu rechnen.
So werden die Kameras in der Altstadt wahrscheinlich weiterhin an den Ausgehtagen eingeschaltet bleiben. „Im Moment befinden wir uns noch in der Abstimmungsphase“, sagt der Polizeipräsident. „Die Stellungnahmen der Parteien stehen noch aus.“