Nahverkehr in Mönchengladbach und Viersen Stadt legt Bedingungen für S 28 fest
Mönchengladbach. · Mönchengladbach will Verlängerung nur zustimmen, wenn die Stadt davon verkehrstechnisch auch profitiert.
Die Verlängerung der Regiobahn S 28 von Kaarst bis Viersen sorgt seit Jahren für Ärger zwischen den beiden benachbarten Städten. Nun hat die Stadt Mönchengladbach bekräftigt, der Verlängerung dieser Regiobahn nur dann zuzustimmen, wenn es Verbesserungen für den Schienennahverkehr in Mönchengladbach gibt. Demnach verlangt das Rathaus die definitive Zusage, dass die S 28 nicht über Viersen hinaus bis Venlo verlängert wird, und gleichzeitig pocht die Stadt darauf, dass die Linie RE 13 von Mönchengladbach bis Eindhoven verlängert wird.
Wie die Stadt nun im Planungs- und Bauausschuss mitteilte, stehen die schriftlichen Bestätigungen zu diesen zentralen Forderungen noch aus. In einer Studie hatte sich das Viersener Rathaus jüngst auch dafür ausgesprochen, die Planungen im Bereich Fernverkehr über den Gladbacher Hauptbahnhof abzuwickeln und die S 28, anders als in alten Entwürfen vorgesehen, nur bis Viersen zu verlängern.
Mönchengladbach will bei der Strecke nach Köln mitreden
„Keine Konkurrenz – die S 28 als ergänzendes Angebot zur Fernverkehrsverbindung im Sinne des Zubringers“, heißt es in der Studie aus Viersen. Damit wäre die größte Sorge der Gladbacher, dass eine Verbindung von Düsseldorf in die Niederlande am Hauptbahnhof vorbei entsteht, vom Tisch.
Die Gladbacher Verwaltung möchte das nun in einer Absichtserklärung mit den beteiligten Partnern festgeschrieben wissen. Darüber hinaus aber noch mehr: Die Verlängerung der S 8 über Rheydt bis Erkelenz soll in ein Gesamtkonzept für den Niederrhein aufgenommen werden. Bisher endet sie am Gladbacher Hauptbahnhof. Geht es nach der Stadt wird sie verlängert und mit zusätzlichen Haltepunkten in Güdderath, Mülfort und an der Hochschule (bis 2030) ausgebaut. Auch will Mönchengladbach mehr Mitsprache beim Ausbau der Bahnstrecke nach Köln.
Auf große Begeisterung stößt die S 28 bei den Gladbacher Verkehrsplanern auch weiterhin nicht. Der Anschluss an den Bahnhof Neersen würde für die Bürger im Norden der Stadt keine nennenswerte Zeitersparnis bringen, wie Verkehrsplaner Jörg Clages aufzeigte: Wer von Bettrath Kirche, Neuwerk Markt oder MG Flughafen nach Düsseldorf Hauptbahnhof will, braucht über die bestehenden Verbindungen über den Düsseldorfer Hauptbahnhof zwischen 53 und 62 Minuten. Eine mögliche Verbindung über die S 28 an Gladbach vorbei dauere zwischen 58 und 68 Minuten. Für Clages ist damit klar: „Die S 28 ist für Mönchengladbach von sehr eingeschränktem Interesse. Sie ist sehr langsam, und es gibt sehr viele Haltestellen“, sagte er.
Die Grünen drängten im Ausschuss darauf, ein „Signal zu senden, dass die S 28 sinnvoll ist“, wie Grünen-Politiker Georg Weber forderte. Doch der Antrag der Grünen wurde abgelehnt. Die Grünen kritisierten daraufhin die Groko im Rat: „Die CDU/SPD-Ratsmehrheit und ihr Planungsdezernent werden hier ihrer regionalen Verantwortung in keiner Weise gerecht“, sagt Grünen-Fraktionschef Karl Sasserath: „In den regionalen Verkehrsbeziehungen behindern Planlosigkeit und fehlendes Rollenverständnis die Entwicklung Mönchengladbachs doch sehr.“ Die Stadt lasse die Chance einer regionalen Kooperation liegen.
Die Politiker in der Bezirksvertretung Ost äußerten Skepsis. Bezirksvorsteher Hermann-Josef Krichel-Mäurer (SPD) betonte, wesentlich mehr Menschen würden mit der Verlängerung der S 8 an die Schiene gebracht als mit der S 28. Zudem müsste im Gladbacher Norden ein Grüngürtel mit Bäumen aufgegeben werden. „Ich hätte gerne eine Umweltverträglichkeitsprüfung, die die Auswirkungen untersucht“, sagte er. Solange es kein Beratungsergebnis der Verwaltung – unter anderem mit Viersen und dem VRR – gebe, müsse man in Mönchengladbach sehr zurückhaltend sein, was die S 28 angehe. Krichel-Mäurer warnte vor einer „falschen Prioritätensetzung: Wenn Geld an der falschen Stelle ausgegeben wird, dann gefährdet das die S 8.“