Deutliche Risse in der Hausfassade Windberg: Wohnhaus droht einzustürzen

Windberg. · Wegen einer Baugrube sackte die Wand des Hauses ab. Die Bewohner wurden evakuiert.

Erst ein kleines, dann ein großes Krachen. Dann ergreifen die Bewohner des Hauses an der Viersener Straße die Flucht. Gegen 11.30 Uhr geht bei der Feuerwehr am Mittwoch die Meldung ein: Die Giebelwand des Hauses mit der Nummer 147, direkt neben einer großen Baugrube, ist um etliche Zentimeter abgesackt. Tiefe, teilweise handbreite, Risse durchziehen die Fassade. Es sieht aus, als könnte die Wand jeden Moment ganz einstürzen. Immer wieder knackt es bedrohlich laut.

Die Feuerwehr rückt an, evakuiert das betroffene und sicherheitshalber auch das benachbarte Haus. Zum Schutz vor der Kälte harren die Bewohner in einem Bus der NEW aus, bis sie wissen, wo sie unterkommen können. Die Polizei sperrt großräumig die Viersener Straße und beginnt, den Verkehr umzuleiten. Mitarbeiter der NEW treffen ein, die Gaszuleitung zum Haus muss abgesperrt werden. Doch die liegt unter der Straße. Ein Bagger beginnt, den Asphalt aufzustemmen, erneut geht ein Knacken durch das Haus, die Risse werden ein gutes Stück größer. Aber die Wand hält weiterhin. Ein Feuerwehrmann wird am Fenster des benachbarten und ebenfalls evakuierten Hauses mit der Nummer 145 gesehen. Kurz danach kommt er mit einer Katze auf dem Arm wieder heraus. Die Besitzer nehmen ihren pelzigen Mitbewohner glücklich entgegen.

Zahlreiche Anwohner der Umgebung schauen sich das Treiben an, die anfängliche Aufregung lässt aber nach. Ein Statiker hat nach Angaben der Stadt zufolge die Wand untersucht. Demnach sei die in Schieflage geratene Wand aufgesetzt. Eine Prognose, wie groß die Gefahr des Einsturzes sei, könne aber nicht gemacht werden, sagt Stadtsprecher Mike Offermanns: „Das hatten wir so noch nicht.“ Je nach Ergebnis der Prüfung kann die Wand entweder Stück für Stück zurückgebaut werden. Im schlimmsten Fall muss das ganze Gebäude abgerissen werden.

Eine Stützwand soll das
Gebäude provisorisch stützen

Die Einsatzkräfte versuchen derzeit, die Giebelwand abzustützen. „Eine Stützwand soll direkt an der Giebelwand errichtet werden“, erklärt Offermanns. Dazu wird eine Betonpumpe angefordert. Das Gießen der Stützwand geht schnell, um 15.30 Uhr packen die Betonbauer schon wieder zusammen. Am Donnerstagabend soll der Beton ausgehärtet sein, dann könne man über weitere Maßnahmen entscheiden. Bis dahin bleibt die Viersener Straße als Sicherheitsmaßnahme für den Fahrzeugverkehr weiter gesperrt, auch um zusätzliche Erschütterungen der Hauswand zu vermeiden. Der gegenüberliegende Gehweg wurde im Laufe des Mittwochs für Fußgänger wieder freigegeben.

Wie Offermanns bestätigte, wird das Haus von einer Frau bewohnt. Die Bewohnerin war zum Zeitpunkt, als die Risse auftraten, bei Nachbarn. Die Bewohnerin des betroffenen Hauses sei inzwischen anderweitig untergebracht, sagt Offermanns. Das Haus ist unbewohnbar. Am Mittwochnachmittag prüfte ein Statiker, ob das Nachbargebäude wieder betreten werden darf.

Auf dem Gelände der Baustelle hat es in den vergangenen Monaten Abrissarbeiten gegeben. Dort soll ein neuer Gebäudekomplex mit Wohnungen, Büros, Tiefgarage und einem Lebensmittelmarkt gebaut werden.

(angr, chal)