Haus in Kaarst wird abgerissen Kaarst: Haus an der Neusser Straße muss abgerissen werden
Kaarst. · Bewohner eines Mehrfamilienhauses riefen Sonntagabend die Feuerwehr, als sie „komische Geräusche“ aus dem Nachbargebäude hörten. Am Montag entschieden Statiker, das Haus müsse abgerissen werden.
Göran Wessendorf wollte sich eigentlich auf ein paar Kliententermine am Montag vorbereiten. Der 63-jährige Sozialpädagoge saß am Sonntagabend nichts ahnend an seinem Schreibtisch, als ihm gegen 22 Uhr plötzlich die Wand des Nachbarhauses entgegenkam. Genau da, wo er gesessen hat. „Das hat ganz schön gerummst“, sagt er am nächsten Tag unserer Redaktion. „Ich bin aufgesprungen und erstmal weggelaufen. Danach wollte ich den Schreibtisch zurückschieben und die Elektrik wieder freimachen, um weiterzuarbeiten“, sagt Wessendorf, der für die SPD im Kaarster Stadtrat sitzt. Dann habe er seinen Sohn angerufen, der den Ernst der Lage erkannte. „Er hat gesagt, ich soll sofort aus der Wohnung raus“, erinnert sich Wessendorf. Zuvor rief er aber noch die Feuerwehr, die wenig später mit „bestimmt zehn bis 15 Wagen“ ankamen, wie er schildert.
Im Nachbarhaus Wessendorfs, das aus den 1930er Jahren stammt und in dem derzeit umfangreiche Sanierungsmaßnahmen vorgenommen werden, waren Teile der Kellerdecke eingestürzt, sodass die Nachbarn evakuiert werden mussten. An der Außenwand des Gebäudes wurde ein etwa 7 x 2,5 Meter langer Riss entdeckt. Am Montag wurde entschieden, dass das Haus abgerissen werden muss. Das bestätigte Stadtsprecher Peter Böttner auf Nachfrage. „Laut Statiker ist die Stabilität des Hauses nicht gewährleistet“, sagte Böttner. Eine Gasflasche, die in der Baugrube lag, behinderte am Montag das weitere Vorgehen. Um diese zu bergen, wurde ein spezieller Kran angefordert. Am Nachmittag wurde dann der Baukran vor dem Haus zurückgebaut, damit dieser nicht umkippt. Zwischenzeitlich wurde sogar der Strom in allen Haushalten vom Hoferhofweg bis zur Autobahnbrücke abgeschaltet.
Der Abriss des Hauses soll bis Ende der Woche erfolgen
Die Sperrung der Neusser Straße wurde nach der Bergung des Baukrans teilweise aufgehoben. Voraussichtlich werden zwei Spuren für den Durchgangsverkehr eingerichtet, damit zumindest der Busverkehr funktioniert. Die Nachbarn, die im rechten Teil des angrenzenden Mehrfamilienhauses wohnen, konnten nach der Entfernung des Krans in ihr Zuhause zurückkehren. Die Menschen, die im linken Gebäudeteil wohnen, können erst zurückkehren, wenn das Haus komplett abgerissen ist, wie Böttner sagt. „Der Abriss soll bis Ende der Woche erfolgen, sodass die Menschen Ostern hoffentlich zu Hause feiern können“, sagt er. Viele Bewohner wurden zuerst in einem Hotel untergebracht und werden bis zu ihrer Rückkehr vom Eigentümer versorgt. Manche sind nach Angaben Wessendorfs auch privat untergekommen.
Wessendorf erzählt, dass die Polizei am Sonntagabend alle Nachbarn aus ihren Wohnungen holte und diese von Rettungskräften in einem Zelt versorgt wurden. Auch Kocay Ekici, ebenfalls Ratsmitglied, war am Ort des Geschehens und versorgte die geschockten Bewohner mit Wasser und Kaffee. Glücklicherweise wurde niemand verletzt. Die Bewohner seien „gefasst“ gewesen, wie Einsatzleiter Thomas Hermanns die Stimmung beschreibt. „Wir durften am Sonntagabend noch einmal in unsere Wohnungen, um das Nötigste einzupacken. Allerdings hatten wir nur fünf Minuten Zeit“, schildert Wessendorf, der am Telefon sehr gefasst wirkte. „Man kann die Leute verstehen, die irgendwo in Sarajewo oder anderen Gebieten wohnen, wo öfter Häuser zusammenkrachen“, sagt er. Die Feuerwehr war am Sonntag mit 35 Rettungskräften und zehn Einsatzwagen unterwegs und erhielt Unterstützung von Polizei und Rettungssanitätern.
Wessendorf hofft, dass er Ostern wieder zu Hause ist: „Man fühlt sich in seiner gewohnten Umgebung am wohlsten.“