Ärgernis in Mönchengladbach Gefährliches Rasen in der Spielstraße

Hockstein · Anwohnern zufolge hält sich auf der Wild­­straße kaum jemand an das Tempolimit. Mit ihren Beschwerden hatten sie bisher keinen Erfolg.

Julia Hösel geht mit ihren zwei Töchtern die Wildstraße entlang. Unter ihnen die verblasste Markierung der Spielstraße.

Foto: Bauch, Jana (jaba)

. Wer sich noch an die Anweisungen des Fahrlehrers erinnern kann: In sogenannten verkehrsberuhigten Bereichen – umgangssprachlich Spielstraßen – gilt Schrittgeschwindigkeit. Fußgänger haben zudem Vorrang, nicht das Auto. Soweit die Theorie. In der Praxis und auch im südlichen Abschnitt der Wildstraße in der Nähe des Elisabeth-Krankenhauses sieht das leider oft ganz anders aus. Den Anwohnern ist das schon lange ein Dorn im Auge.

„Täglich fahren dort Autos durch, die eine Abkürzung nehmen wollten“, sagt Julia Hösel. Die 41-Jährige hat zwei kleine Töchter, die sie im Frühjahr auch mal draußen spielen lassen will. „Viele, die von Hockstein aus zur Autobahn wollen, fahren hier durch, weil sie am Ende direkt auf die Linksabbiegerspur der Dahlener Straße fahren und an der Kreuzung wenden können“, erklärt sie. Würden sich die Autofahrer an das Tempolimit halten, wäre das kein Problem, betont Julia Hösel.

Dass dem nicht so ist, kann auch Udo Oellers bestätigen. Der 60-Jährige wohnt seit über 30 Jahren an der Wildstraße und bekommt das Gespräch mit. „Mich hätten sie schon zweimal fast plattgefahren. Die fahren hier teilweise mit 50 durch“, sagt er wütend. Darauf angesprochen, reagierten viele Autofahrer eher aggressiv als einsichtig. Eine ältere Dame, die vorbeikommt, ergänzt: „Das wird höchste Zeit, das ist ein Albtraum hier.“ Während der etwa 15 Minuten des Gesprächs am Straßenrand biegen locker zwei Autos pro Minute in die Straße ein, keines davon mit Schrittgeschwindigkeit. Auch Radfahrer halten sich nicht ans Tempolimit.

Ordnungsamt entschuldigt
sich für die Verzögerung

Julia Hösel hat nach eigenen Angaben bereits im September beim Ordnungsamt angefragt, ob in der Spielstraße nicht eine Geschwindigkeitsmessanlage installiert werden könne. Im Oktober fragte sie erneut nach, wurde vertröstet, dass es noch etwas dauern würde. Seitdem herrsche Funkstille. Jetzt versicherte die Stadt aber, dass das Ordnungsamt an der Sache dran sei, die Verzögerung bedauere. Die Aufstellung einer Messtafel sei nicht so schnell möglich gewesen, da die drei zur Verfügung stehenden Geräte alle verplant gewesen seien. Ursprünglich sollte bereits am 25. Januar eines an der Wildstraße aufgestellt werden. Mit dieser Tafel könne über einen längeren Zeitraum gemessen werden, wie viele Geschwindigkeitsverstöße es gebe und ob Kontrollen gerechtfertigt seien.

Dass in dem Wohngebiet so viel Verkehr herrscht, hat aber noch einen zweiten Grund. Julia Hösel zufolge parken viele Besucher des naheliegenden Elisabeth-Krankenhauses und auch Schüler des dortigen Schulzentrums für Gesundheitsberufe täglich in den Straßen rund um das Klinikum. Das Parkhaus dort stellt zwar immerhin 298 Plätze zur Verfügung, die zum Teil von Mitarbeitern für monatlich 20 Euro reserviert werden können. Eine große Baustelle auf der Wildstraße direkt am Klinikgelände kostet aktuell aber zusätzliche Stellplätze in der Umgebung.

Das Problem hat auch die Stadt erkannt, die Bezirksvertretung Süd stimmte am 5. Februar einer Vorlage für eine erweiterte Parkraumregelung zu, wonach Autos dort tagsüber nur maximal zwei Stunden mit Parkscheibe oder unbegrenzt mit einem Anwohnerparkausweis stehen dürfen. Diese Regelung endet aber am Anfang der Spielstraße. Es steht also zu befürchten, dass die aus den anderen Straßen vertriebenen Autofahrer nun noch stärker in das Wohngebiet am Ende der Wildstraße drängen werden, sollte der Vorlage auch der Bau- und Planungsausschuss am 18. Februar zustimmen.

Trotz allem gehe das Ordnungsamt sehr rege gegen Falschparker vor, sagt Julia Hösel. Der Grund: Das Parken ist nur in gekennzeichneten Flächen erlaubt, diese sind aber kaum noch als solche zu erkennen. „Die sind vermutlich früher mal leuchtend rot gewesen“, sagt die 41-Jährige. Das führt zu vielen unfreiwilligen Parksündern. Die Stadt dazu: „Leider ist die bereits vor längerer Zeit vom Ordnungsamt angeordnete Verbesserung/Erneuerung der Markierung der Parkstände durch die Straßenunterhaltung bei der Mags noch nicht erfolgt.“

Das Problem mit den vielen und zu schnellen Autofahrern löst das wohl nicht. „Wir würden uns wünschen, dass die Stadt die Spielstraße mal wieder so richtig auf Vordermann bringt“, sagt Hösel.