Monschauer Straße: Amok-Raser wegen Totschlags vor Gericht
Der 37-jährige Arzt ist aufgrund einer Psychose wohl schuldunfähig, daher will die Staatsanwaltschaft ein Sicherungsverfahren.
Mönchengladbach. Es ist ein Unfall, der auch nach Monaten noch schockiert. Am Mittag des 20. September rast Jose R. T. mit 94 Stundenkilometern über eine rote Ampel an der Monschauer Straße und kracht ungebremst in eine 46-jährige Radfahrerin. Die Frau hat keine Chance. Sie knallt auf Motorhaube und Windschutzscheibe, wird 35 Meter durch die Luft geschleudert, schlägt auf der Fahrbahn auf. Die Mutter von drei Kindern wird brutal aus dem Leben gerissen, sie stirbt noch am Unfallort. Einige Zeugen, die die Tat gesehen haben, sind so mitgenommen, dass sie seelsorgerisch betreut werden müssen.
Genau fünf Monate nach dem schrecklichen Unfall, am 20. Februar, muss sich der 37-jährige Amokfahrer nun wegen Totschlags vor dem Landgericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft sagt: „Der Beschuldigte hat den Tod anderer Verkehrsteilnehmer billigend in Kauf genommen.“ Dass es zu einer Verurteilung kommt, ist allerdings unwahrscheinlich.
Der Mann leidet unter einer schizoaffektiven Psychose, was ihm den Status der Schuldunfähigkeit einbringen dürfte. Laut eines Gutachters stand er zum Zeitpunkt der Todesfahrt unter dem Einfluss „akut psychotischen Erlebens“. Daher zielt die Anklage auf ein Sicherungsverfahren für den Raser in einer Psychiatrie. Der Mann befindet sich bereits in der Essener Forensik.
Die Amokfahrt im Herbst 2012 war nicht die erste Auffälligkeit bei dem Mönchengladbacher. Nach dem Unfall meldeten sich Zeugen, die den Mann schon vor dem Unfall mit seinem Auto durch andere Stadtteile hatten rasen sehen. Dabei hatte er mehrfach rote Ampeln ignoriert. Außerdem soll er Menschen aus seinem Umfeld in kryptischer Form angedeutet haben, dass er Pläne für eine Todesfahrt habe. Er machte einen verwirrten Eindruck. Wenn die Gutachter ihn im Prozess als gefährlich einstufen, bleibt er womöglich für immer in der „Geschlossenen“.