Veilchendienstagszug: Gladbach außer Rand und Band

Die ganze City gleicht einer jecken Manege. Das Prinzenpaar kommt zu spät.

Mönchengladbach. Veilchendienstag — der Höhepunkt für Gladbachs Narren. Trotz Temperaturen um den Gefrierpunkt. Aber das kann den wahren Jecken nicht schrecken. Dementsprechend viel los ist bereits eine Stunde vor dem Start des Zochs: 69 Wagen rollen nach und nach am Startpunkt an. 58 Fußgruppen, 32 Musikkapellen sowie 26 Tanz- und Funkengarden sammeln sich.

Mittendrin ist die 22-jährige Saskia: Ihre Truppe, die 1. Garde des Reitercorps Speick, ist in diesem Jahr nur mit sechs Personen dabei. Eigentlich sind sie doppelt so viele, aber auch vor Karnevalisten macht die Grippewelle nicht Halt. Saskia trägt die Uniform ihres Vereins, der Rock ist kurz. Zwei Strumpfhosen und Stulpen sollen die Kälte abhalten. „Gleich hüpfen wir uns warm“, lacht die 22-Jährige, die seit vier Jahren aktiv im Karneval dabei ist.

Währenddessen stärkt sich Rosemarie Lohner noch schnell mit einer heißen Pommes. Seit vier Uhr in der Früh ist sie unterwegs, denn ihr Musikzug vom TSV Sulzdorf kommt aus Schwäbisch-Hall. Mit 35 weiteren Musikern ist die 44-Jährige zum fünften Mal beim Veilchendienstagszug (VDZ) dabei. „Den Karneval hier im Rheinland und den bei uns kann man einfach nicht vergleichen“, erzählt sie und muss auch schon los: Die KG Blau-Weiß Eisenbahner, bei der sie mitläuft, wartet.

Derweil geht es auf dem Wagen der KG Schöpp op bereits hoch her. Anja Brux schlägt ihre Schelle im Takt der Karnevalsmusik. Ihr Mann, Jürgen, gehört zum Präsidium von Schöpp op — klar, dass Anja (46) und die beiden Töchter Hannah (15) und Paula (11) ebenfalls vom Wagen aus Süßes werfen. „Das macht mir mehr Spaß als in der Fußgruppe“, sagt Paula. „Man hat einfach viel mehr Kamelle dabei.“

Kurz nach 13 Uhr macht sich der närrische Lindwurm auf die Strecke — „Halt Pohl“ und „All Rheydt“ tönt es von allen Seiten. Unter den rund 350 000 Zuschauer sind auch Janine (35) und Manuela (32). Die beiden Hagenerinnen haben vor zwei Jahren vom VDZ erfahren. Nun sind sie zum ersten Mal dabei — verkleidet natürlich. Ob sie das Motto „Zirkus Gladbach — hereinspaziert!“ vorher kannten? Schließlich treten sie als Clowns auf.

Diese Verkleidung ist sehr beliebt, entsprechend bunt schaut die Zuschauermenge am Zugweg aus. Manche Familie ist aber auch als komplettes Raubkatzenrudel unterwegs, es gibt jede Menge Affen, Bären, Krokodile und eine Dame, die ein Python-Ganzkörperkostüm trägt.

Mitglieder der Fußgruppe der Eickener Schöpp op sind als Kaninchen aus dem Zylinder verkleidet und laufen dem Wagen voraus, auf dem die Familie Brux mitfährt. Ebenfalls dabei: Jo Kern. Der 69-Jährige hat einen Riesenspaß. Den VDZ, so schlägt er im Scherz vor, sollte man vielleicht in DGPZ umbenennen: „Der Große Pausen-Zug“.

Denn immer wieder gerät der Treck vor Kurven ins Stocken. Das macht aber nichts, der Wagen wird kurzerhand zur Tanzfläche gemacht. „Da vorne“, ruft Kern. „Da beginnt Eicken.“ Heimspiel für Schöpp op. Für die Schöpp-op-Narren ist da aber nicht Schluss: In der Kneipe Alt-Eicken muss der Hoppeditz unter die Erde gebracht werden.

Zugleiter Elmar Eßer ist zufrieden. Nur zwei Motivwagen blieben auf der Strecke. Einer ist von der Stadt-Wirtschaftsförderung (WFMG). Da drohte ein Rad von der Felge zu rutschen. Mehr im Internet:

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