Mülforter: Abriss kostet 2,3 Millionen

Die Stadt erwägt eine Zwangsversteigerung. Sie allein sitzt auf mindestens 753 000 Euro Forderungen.

Mönchengladbach. Die Politik hat ein Auge auf die wegen der vielen Feuer zum Dauerbrenner gewordene Mülforter Zeugdruckerei in Odenkirchen geworfen. Auf Druck von Oberbürgermeister Norbert Bude (SPD) soll die Riesen-Ruine verschwinden. Ein erster Schritt könnte eine Zwangsversteigerung sein, die die Stadtkasse beim Gladbacher Amtsgericht beantragen müsste.

An einer Mitnutzung des mehr als 60 000 Quadratmeter großen Areals ist ein Bauträger interessiert, der unter anderem einen größeren Baumarkt mitbringen will. Nicht dementiert werden innerhalb der Stadt bzw. der Stadtentwicklungsgesellschaft EWMG Äußerungen, wonach der Textilmaschinenbauer Trützschler, gleich nebenan gelegen, eine Fläche des früheren Textilveredlers Mülforter kaufen wolle.

Doch soweit ist es noch nicht. Die EWMG hat bei ihren Recherchen festgestellt, dass die Volksbank Kamen-Werne gegenüber den Eigentümern der Mülforter knapp 2,8 Millionen Euro Forderungen geltend macht. Die Stadt sitzt derzeit auf 753 000 Euro Forderungen. Nur: Die Mülforter Immobilien-Verwaltungs GmbH & Co. KG, der letzte Eigentümer vor der Insolvenz, gilt offiziellen Angaben zufolge als aufgelöst und mittellos, handlungsfähig sei sie aber durch die Gemeinschaft der letzten fünf Kommandidisten.

Ein weiteres Problem sind nicht näher definierte Altlasten. Das Ausmaß dieser toxischen Überreste scheint nicht bekannt zu sein. Unstrittig ist aber, dass Grundstücksbereiche kontaminiert sind, sagen Insider mit Fachverstand.

Neben der erwähnten Zwangsversteigerung sei aber auch ein „freihändiger Erwerb“ der Industriebrache möglich. Das wiederum hänge von einer Abfindungs- und Verzichtserklärung zwischen Müforter Immo-Gesellschaft, Gläubigerbank und Stadt ab. Setzt man hierbei eine Mindestquote von 29 Prozent der Volksbank- bzw. Stadt-Forderung voraus, kommt die EWMG auf einen Kaufpreis von mehr als einer Million Euro. Ein solches Verfahren dauere etwa sechs Monate.

In dieser Rechnung nicht enthalten sind die Abbruchkosten von mindestens 2,3 Millionen Euro, auch nicht die Altlasten-Sanierung. Bei letzterer gibt es Zuschüsse der Bezirksregierung Düsseldorf. Voraussetzung: Die Stadt stellt einen Antrag für eine Untersuchung und die folgende Beseitigung des gefährlichen Mülls.

Überlegt hat die Stadttochter EWMG auch, was nach dem Totalabriss mit der „Mülforter“ passieren könnte, sollten mögliche Investoren abspringen bzw. neue erst einmal nicht zu finden sein. Denkbar: eine Grünanlage. Die Beete, die Pflanzen, die Wege, die Spielbereiche und vieles mehr im Park kosten 1,5 Millionen Euro — Pflegekosten sind darin nicht enthalten.