Kriminelle nutzen den Vorteil der Grenze

Polizei und Staatsanwaltschaften in Deutschland und den Niederlanden wollen künftig enger zusammenarbeiten.

Mönchengladbach. Die niederländischen Justizbehörden ächzen unter der Zahl der Rechtshilfeersuchen der deutschen Seite. Es gebe auch Doppelungen, sagte Hubert Bruls, Bürgermeister der Grenzstadt Venlo, bei einer Tagung von Polizei- und Justizvertretern aus der niederländischen und deutschen Grenzregion in Mönchengladbach. Er regte mehr Abstimmung an. Während auf der niederländischen Seite in der Region inzwischen nur noch eine Staatsanwaltschaft arbeitet, sind es auf deutscher Seite drei Behörden. Der niederländische Kriminologe Cyrille Fijnout schlug vor: „Es soll in dem Bereich mehr Koordination auf deutscher Seite geben.“

Von 100 Rechtshilfeersuchen im Jahr 2007/08 sei die Hälfte aus Deutschland gekommen. Bei den Anfragen ging es etwa um die Feststellung einer Telefonnummer, aber auch um aufwendige Ermittlungen. Der Mönchengladbacher Polizeipräsident Hans-Hermann Tirre betonte dagegen: „Wir lassen keinen von der Angel, nur weil wir hier eine Grenze haben.“

Die Justiz des Nachbarlandes geht anders vor. Wichtige Fälle werden vorgezogen, andere dagegen weniger schnell bearbeitet.

Zur Kriminalität an der Grenze gehören Menschenhandel, Drogen, aber auch Einbrüche und Eigentumsdelikte. Auch die organisierte Kriminalität geht gezielt an die Grenze. „Die nutzen die Lage aus“, sagte Fijnout. Im Rotlichtmilieu etwa gebe es regelrechte „Frauen-Karussells“ mit Prostituierten. Die Frauen würden nach ein paar Wochen von Luxemburg in die Niederlande, nach Belgien oder weiter nach Nordfrankreich oder Deutschland geschickt.

Nach Ansicht von Fijnout sollen die Polizeibehörden beider Länder ihre Arbeitsstile gegenseitig noch besser kennenlernen. In einer Studie für die niederländische Polizei schlug er eine „Kriminalpolizei-Agenda“ in der Grenzregion vor.