War Mord an Mirco die Tat eines Serien-Killers?
Fahnder aus 35 Mordfällen untersuchen das Bewegungsprofil von Olaf H.
Mönchengladbach. Auch wenn die Soko Mirco längst aufgelöst ist, sind immer noch etliche Ermittler tagtäglich mit der Arbeit an diesem Fall beschäftigt. In akribischer Kleinarbeit haben die Analysten eine Datenbank zusammengestellt, mit der man verfolgen kann, was der mutmaßliche Mörder von Mirco, Olaf H., in seinem Leben vor der Tat getan hat — so weit zurück, wie sich noch Spuren finden ließen. Und das sind immerhin 23 Jahre.
Dazu gehört die Auswertung von Kontoauszügen, Telefonrechnungen, Tankquittungen, Reisekostenabrechnungen. „Wir haben alles einfließen lassen, was wir noch bekommen konnten“, sagt Polizeisprecher Willy Theveßen. Denn Olaf H. war seit 1988 als Außendienstmitarbeiter bei der Telekom — und deshalb viel in ganz Deutschland unterwegs.
Am Donnerstag haben sich die Spezialisten der Soko mit Mitgliedern aus 35 anderen Sonderkommissionen getroffen. Die Frauen und Männer stammen zum Teil aus Kommissionen, die seit Jahren aufgelöst sind, weil die Taten so weit zurück liegen.
Es geht um 35 immer noch ungeklärte Fälle — Morde an Kindern. Mit dabei waren auch Ermittler in den Fällen Claudia Ruf und Deborah Sassen. Claudia Ruf war am 11. Mai 1996 in Grevenbroich verschwunden und zwei Tage später bei Euskirchen ermordet auf einem Wirtschaftsweg gefunden worden. Der Täter ist bis heute nicht gefasst.
Ebenso geht es auch den Fahndern in Düsseldorf, die seit 15 Jahren nach der damals achtjährigen Deborah suchen. Sie kam am 13. Februar 1996 nicht von der Schule nach Hause.
Als Olaf H. gefasst war, wurde sein DNA-Profil mit den Spuren der anderen Mord- und Vermisstenfälle abgeglichen. Es gab zwar keinen Hinweis darauf, dass der Familienvater ein Serienmörder sein könnte. Sogenannte Profiler halten es aber für unwahrscheinlich, dass der Verdächtige erst mit Mitte 40 sein erstes Sexualverbrechen begangen hat. „Das ist nicht ausgeschlossen, wäre aber aus kriminalpsychologischer Sicht ungewöhnlich“, sagte Polizeisprecher Willy Theveßen.
Deshalb erhielten die Ermittler der anderen Mordkommissionen Donnerstag von der Soko Mirco eine DVD mit 500 Megabyte Daten. Und die Erklärung, wie die Daten zusammengetragen wurden, wie man mit ihnen jetzt arbeiten kann. Für eine Bilanz sei es noch viel zu früh, hieß es Donnerstag: Die Ermittler müssten den enormen Datensatz nun akribisch auf Anhaltspunkte für ihren jeweiligen Fall auswerten.