Nach Gas-Unfall: Staatsanwälte ermitteln
Nach dem schweren Gas-Unfall mit 107 Verletzten in einem Mönchengladbacher Lack-Lager ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen Körperverletzung und Umwelt-Straftaten.
Mönchengladbach. DasVerfahren richte sich vorerst gegen unbekannt, da erst der genaueHergang und damit mögliche Verantwortliche ermittelt werden müssten,sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Mönchengladbach, PeterAldenhoff.
Am Samstag hatte die Löschanlage einer Lagerhalle großeMengen Kohlendioxid freigesetzt. Anwohner und Feuerwehrleute hattenSchwindelanfälle erlitten, mindestens sechs Menschen waren in Ohnmachtgefallen. 19 Menschen kamen zeitweise in ein Krankenhaus.
Bis auf eine Frau waren laut Feuerwehr alle Krankenhaus-Patienten schonbis Sonntagabend wieder entlassen worden. Auch einem Feuerwehrmann, derauf die Intensivstation gebracht worden war, gehe es wieder gut. Die imKrankenhaus verbliebene Frau hatte Sturzverletzungen erlitten, als siemit einem Roller in die Gaswolke gefahren und gestrauchelt war.
Experten suchen unterdessen weiter nach der Unglücksursache. EinSachverständiger des nordrhein-westfälischen Landeskriminalamtes wurdehinzugezogen, sagte ein Polizeisprecher. Geklärt werden muss zum Einen,warum die Kiste mit Sägespänen in Flammen aufging. Es sei zunächstweder eine Selbstentzündung noch eine Brandstiftung auszuschließen.
Inerster Linie müssen die Beamten jedoch klären, warum die großen MengenKohlendioxid (CO2) austreten konnten. CO2 ist ein farb- und geruchlosesGas, das den Sauerstoff verdrängt und deshalb in hohen Konzentrationenzu Atembeschwerden oder sogar zum Tod führen kann. Es wird beiLack-Bränden als Löschmittel verwendet.
Umweltschützer forderten rasche Konsequenzen aus dem Gas-Unfall. „Diebisherigen Vorkehrungen zum Schutz der Menschen und der Umwelt vorKohlendioxid-Freisetzungen sind aus meiner Sicht nicht ausreichend“,sagte Diplom-Physiker Oliver Kalusch vom BundesverbandBürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) in Bonn.
CO2 sollte laut BBU indie deutsche Störfall-Verordnung aufgenommen werden. Zudem müsstenPlaner gewährleisten, dass es einen geeigneten Abstand zwischenWohngebieten und Anlagen gibt, aus denen relevante Mengen an CO2austreten könnten. Nur wenn sichergestellt sei, dass die Bevölkerungoptimal vor einem Austritt von Kohlendioxid geschützt ist, solltenAnlagen mit CO2-Löschanlagen weiter betrieben werden, so der BBU.
Das Feuerlöschen mit Kohlendioxid ist nach Ansicht einer unabhängigenExpertin normalerweise eine hochsichere Technik. „Es wird seit über 100Jahren in der Industrie eingesetzt. Größere Vorfälle hat es in denvergangenen Jahren nicht gegeben“, sagte die Produktverantwortliche fürGaslöschanlagen der Sachverständigen- Organisation VdSSchadenverhütung, Ingeborg Schlosser, der dpa.