Neuer Marktplatz begeistert
Fast 1000 Rheydter besuchten am Samstag den neuen Markt — auf den sie unnötig lange warten mussten.
Mönchengladbach. Rheydt ist wieder wer — oder wenigstens auf dem Weg dahin. Bei der Eröffnungsfeier zum neuen Marktplatz gab es zwischen zwei Besuchern diese Frotzelei: „Ihr habt kein Schloss, Ihr habt keinen ordentlichen Marktplatz — Ihr Gladbacher könnt einem echt leid tun.“ Am Samstag kamen sie jedenfalls aus der ganzen Stadt gucken, wie er denn nun geworden ist, der neue Rheydter Markt.
Weswegen zur Freude der Händler nicht nur der Platz, der mit Abstand größte in der Stadt, voll war, sondern auch die Straßen drum herum. Am Ende würden die Bürger mit den Füßen über den Rheydter Markt abstimmen, sagte Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners bei seiner Rede zur Eröffnung. „Und wenn das so weiter geht wie heute, ist alles gut.“
Dass große Plätze faszinierend seien, kenne man aus dem Urlaub, sagte Reiners. „Ich finde, dieser Platz ist klasse geworden. Es macht richtig Spaß, sich hier aufzuhalten.“ Wie — zum Teil auch unnötig — lange die Rheydter Innenstadt eine einzige Baustelle war, kann man auch daran ablesen, dass die drei Festredner allesamt nicht in ihrer jetzigen Funktion an den entscheidenden Beschlüssen beteiligt sind: Weder war Michael Groschek seinerzeit NRW-Bauminister noch Hans Wilhelm Reiners Oberbürgermeister und Barbara Gersmann Bezirksvorsteherin.
In seiner launigen Rede deklinierte Landesbauminister Groschek nicht nur durch, warum es nun 7:0 für Rheydt stehe, man also genau so erfolgreich sei wie Borussia. Er lud, im leicht verspäteten Wahlkampfduktus, auch gleich den neuen Karstadt-Besitzer René Benko nach Rheydt ein. Eigentum verpflichte auch große Immobilieneigentümer, sagte Groschek.
Tatsächlich war die Sorge um Karstadt die tiefgehendste, die bei den Gesprächen am Rade der Eröffnung zu hören war. Ob denn das Pflaster dauerhaft die schweren Fahrzeuge der Marktbeschicker aushalte, wie sich die breiten Fugen mit Steinen drin ohne Kehrmaschinen sauber halten lassen und wie man über die arg gewagte Rampe mit Kinderwagen oder Rollstuhl in den Rheydter Ratskeller kommen soll, waren die anderen Fragezeichen.
OB Reiners appellierte, nicht nur auf die Haken an der Sache zu schauen, sondern sich über das große Ganze zu freuen. Dazu trug er selbst bei. Als er nämlich den Startschuss für den neuen Brunnen gab. Als aus dem die große Fontäne gen Himmel schoss, waren auch die Skeptiker beeindruckt. Und man verstand, was Bezirksvorsteherin Gersmann gemeint hatte, die in ihrem Grußwort sagte, der neue Markt sei einladend schön, habe das Zeug zu einer echten Perle und stehe für das blühende, schaffende Rheydt. Minister Groschek fasste das, Passanten zitierend, mit denen er geredet hatte, ruhrgebietshandfester so zusammen: „Da hat die Politik endlich mal was Saugutes für Rheydt gemacht.“