OB-Kandidat Norbert Bude (SPD): Auf der Suche nach der Mehrheit
Am 30. August wird auch der neue Stadtverwaltungschef gewählt. Die WZ stellt Norbert Bude (SPD) vor.
Mönchengladbach. Die Glocken des Münsters läuten, als OB Norbert Bude (SPD) das Rathaus Abtei verlässt, um seine Pause an einem seiner Lieblingsplätze zu verbringen. Mit einer Zeitung unter dem Arm geht er die Treppe zum Geroweiher hinunter, biegt auf der Hälfte links ab und steuert auf den Springbrunnen im Skulpturengarten des Museums Abteiberg zu. "Wenn ich mal die Chance habe, aus dem Büro herauszukommen in der Pause, dann gehe ich gerne hierhin", sagt der SPD-Mann.
"Dann genieße ich die Sonne. Und wenn schlechtes Wetter ist, gehe ich in meinen Lieblingsraum im Museum, den Polke-Raum." Es gebe noch andere Lieblingsplätze wie "unsere Schlösser", den Alten Markt und "als Odenkirchener den Niersgrünzug".
Viel Zeit bleibt dem 49-Jährigen im Wahlkampf für diese Plätze nicht. Der Wahlkampf sei anders als 2004, sagt Bude. Jetzt als Amtsinhaber müsse er "den Job nur normal weiter machen, keine Termine suchen für den Wahlkampf - die kommen automatisch".
Wenn er den Bekanntheitsgrad einschätzen muss, sagt er "die Leute erkennen mich wieder". Auch wenn er privat unterwegs sei. "Sie grüßen mich auch in der Freizeit, akzeptieren die Privatsphäre."
Die Familie wünsche sich von ihm eine zweite Amtszeit. Einen Plan B gebe es nicht, sagt Bude. "Ich möchte am 30. August wiedergewählt werden. Das Fazit der Gespräche mit meiner Familie war, dass der Wunsch da ist, durch eine Wiederwahl auch Bestätigung zu bekommen", sagt Bude.
Und zwar für fünf Jahre Amtszeit, in der er nach eigener Einschätzung "viel auf die Öffnung des Amtes gesetzt hat, viel mit Kindern und Jugendlichen diskutiert habe, viel in Schulen war und Transparenz verkörpert".
Seine Funktionen als Vorsitzender des NRW-Städtetags und Euregio-Präsident hätten auch auf die Stadt abgefärbt. "Das sieht man z.B. daran, dass wir sportlich gut aufgestellt sind und nicht mehr provinziell. Etwa als Standort der Frauenfußball-WM."
Was nicht gelungen sei: dem Flughafen einen Schub zu geben. "Wenn er national und international Bedeutung hätte, wäre es leichter, Investoren für die Stadt zu gewinnen. Den ersten Anlauf haben wir nicht geschafft. Jetzt hoffen wir auf den Ausbau als Business-Flughafen."
Gäbe es für ihn eine zweite Amtszeit, dann wünscht er sich, was eine mögliche Koalition angeht, "eine Mehrheit, in die der OB eingebunden ist". Der SPD-Politiker stand als Verwaltungs-Chef fünf Jahre einer Ratsmehrheit von CDU/FDP gegenüber. "Die Mehrheit gegen den OB, das verhindert einige wichtige Dinge in der Stadt."
Dass die Grünen sich entschieden haben, einen eigenen OB-Kandidaten aufzustellen, statt ihn zu unterstützen, bedauere er. Bude: "Wir hatten drei intensive Gespräche deswegen."
Was seine Ziele für eine zweite Amtszeit betreffe, habe das im Bereich Wirtschaft "ganz viel" mit den Mehrheitsverhältnissen zu tun. "Wir müssen viel investitionsfreundlicher werden durch schnellere Ratsbeschlüsse, wir brauchen schnellere Entscheidungswege." Man könne längst eine Baustelle am alten Stadttheater haben. Gemeint: die neue große Shopping-Galerie.
Bei den Bildungszielen stehe er für "die sechste Gesamtschule und eine sofortige Neustrukturierung der Schullandschaft mit weniger, dafür zukunftssicheren Hauptschulen". Im Sozialbereich sei das Stichwort Prävention. "Wir müssen durch frühzeitiges Eingreifen die Menschen davor bewahren, auf Sozialleistungen angewiesen zu sein."
Kultur ist für ihn "keine freiwillige Leistung", sagt er auch mit Blick aufs Theater. "In einer Großstadt ist das ein Pflichtangebot." Was den Sport angehe, solle alles dafür getan werden, "dass die Zuschüsse für die Jugendarbeit unserer Vereine gezahlt werden".
Und beim Thema Verkehr verbinde er mit dem neuen Verkehrsentwicklungsplan eine neue Gleichberechtigung zwischen Autos, Radfahrern und Fußgängern und auch "den Aufbau eines lückenlosen Radwegenetzes im kommenden Jahr".
Bei der Verwaltung sei sein Ziel, die GEM zu einer 100-prozentigen Stadttochter zu machen und nicht weitere Bereiche zu privatisieren. "Wir erleben, dass die privaten Leistungen nicht immer günstiger sind."