Ohne Tabus über Krebs reden

Medizin: Psychologen kümmern sich im Franziskushaus jetzt um die an Krebs erkrankten Patienten.

Mönchengladbach. Die Diagnose ist ein Schock: Krebs - bösartig. Der Hausarzt und die Spezialisten im Krankenhaus sind dann vor allem in den Fragen der Behandlung gefordert. Doch Krebspatienten brauchen mehr als eine rein auf die Krebserkrankung ausgerichtete Therapie - davon ist Dr. Hans Hoffmanns, Chefarzt der Klinik für Strahlentherapie im Franziskushaus überzeugt.

Deshalb beschäftigt er seit Jahresbeginn mit Markus Bäumer einen Psychologen, der sich gezielt und professionell um Krebspatienten kümmert. "Wir haben gute Ergebnisse in der Onkologie, aber die psychologische Betreuung der Patienten hat lange nicht im Blickfeld gestanden", erklärt Hoffmanns.

Der Psychoonkologe ist nun zur Stelle, wenn die Patienten ungeschönt über ihre Krankheit reden wollen, versuchen mit ihrer Situation klarzukommen, sich bemühen, wieder in ihr Leben zurückzufinden. "Familienangehörige sind häufig nicht die richtigen Gesprächspartner, denn der Patient will sie vielleicht schonen, nennt die Dinge nicht beim Namen", weiß Markus Bäumer.

Die behandelnden Ärzte dagegen haben oft nicht die Zeit zu ausführlichen Gesprächen. Markus Bäumer kann sich die Zeit nehmen. Seine Gespräche mit den Patienten dauern oft anderthalb Stunden. "Ich muss den Patienten ja kennenlernen, wissen, wie er sein Leben gestaltet hat und gestalten will", erklärt der Psychoonkologe. Er ist auch noch zur Stelle, wenn der Patient das Krankenhaus schon verlassen hat.

"Viele Menschen werden sich ihrer Situation erst in der Zeit der Nachsorge bewusst", erläutert er. "Vorher lenkt der Aktionismus der Therapie sie ab, aber dann fallen sie in ein tiefes Loch." Die Reaktionen auf die Erkrankung und die häufig Kräfte zehrenden Therapien seien individuell sehr verschieden und reichten von depressiver Hoffnungslosigkeit und starken Ängsten bis hin zu Aggressionen.

Gemeinsam versuchen Patient und Psychologe dann eine Strategie zu erarbeiten, wie der Patient seine Zuversicht und seine Autonomie trotz der Einschränkungen durch Krankheit und Therapie möglichst lange erhalten kann.

Die Therapiesitzungen finden meist in Einzelgesprächen statt, damit sich die Patienten ihr Leid von der Seele reden können, aber auch Paargespräche und ab September geleitete Gruppengespräche sind möglich.

Markus Bäumer bringt langjährige Erfahrung in der Psychoonkologie mit. Unter anderem arbeitete er fünf Jahre als Psychoonkologe an der Uni-Klinik in Bonn und zwei Jahre beim Förderkreis für Tumor- und Leukämieerkrankte Kinder.