Reportage: Im Einsatz für Menschenleben

Unsere Reporterin war mit Rettungssanitätern „auf dem Bock“ unterwegs.

Mönchengladbach. 60 Sekunden maximal. So lange dürfen Monika Grube und Dominik Haves höchstens brauchen, bis sie auf dem Bock des Rettungswagens sitzen. In spätestens acht Minuten müssen sie 90Prozent der Patienten erreichen. "Deswegen hat Mönchengladbach vier Feuerwachen mit Rettungswagen", sagt Hauptbrandmeister Winfried Bordihn.

Er organisiert den Rettungsdienst in der Stadt mit rund 70 hauptamtlichen Fahrern und Rettungsassistenten und sorgt mit entsprechenden Verträgen dafür, dass im Notfall auch der Rettungshubschrauber aus Duisburg nach Mönchengladbach kommt.

Sein Büro hat er in der Feuerwache III, von der auch Monika Grube und Dominik Haves mit Tatü-Tata losgebraust sind, immer Richtung Rheydter Innenstadt, wo sie vor einem Seniorenzentrum direkt vor der Tür, entgegen der Fahrtrichtung, parken. Die Türen hinten stehen offen, Fahrer- und Beifahrertür sind fest verschlossen, der Motor läuft weiter, über eine spezielle Schaltung, damit die Geräte im Fahrzeug weiter mit Strom versorgt sind.

Grube und Haves fangen mit der Erstversorgung an, den so genannten "Basismaßnahmen", die gesetzlich genau festgelegt sind. Monika Grube als Rettungssanitäterin entscheidet, dass Lebensgefahr für die über 80 Jahre alte Dame besteht und alarmiert den Notarzt. Siegfried Benz steuert Agnes Kramer-Möllenberg - eine von 70 bis 80 Ärzten im Dienst - ebenfalls mit Tatü-Tata und heißem Reifen vom Bethesda-Krankenhaus zum Einsatzort.

Der VW-Bus umfährt Verkehrsinseln auf der linken Seite, wenn rechts die Müllabfuhr steht. "Feuerwehrleute bekommen eine spezielle Schulung", sagt Bordihn. "Trotzdem sind die ziemlich unfallträchtig." Die Rettungswagen haben nach vier Jahren rund 200000 Kilometer auf dem Buckel und werden erneuert.

HauptbrandmeisterWinfriedBordihn über Routine beim Rettungseinsatz

15 Minuten später schiebt Monika Grube die alte Dame auf einer Trage aus dem Haus auf die Straße, das Gesicht bedeckt mit einer Atemmaske. Auch zu dritt brauchen sie Schwung, um die zerbrechliche Gestalt die steile Rampe in den Rettungswagen hochzuschieben. Gelassen, hochkonzentriert und flott werden die Türen verschlossen, die Geräte und Koffer an ihren Plätzen verstaut. Dann fahren beide Fahrzeuge ins St. Kamillus-Krankenhaus.

Nach der Übergabe der Patientin gönnen sich die Notärztin und ihr Fahrer eine kurze Pause, während Monika Grube und Dominik Haves den Rettungswagen wieder einsatzfertig machen.

Sie füllen nach, was verbraucht wurde, desinfizieren die Flächen, die mit der Patientin in Berührung gekommen sind. Einmal in der Woche geht jedes Fahrzeug in der Feuerwache II in die Desinfektionshalle. Mit routinierten Griffen füllen sie auch verbrauchte Medikamente nach. "Schließlich können wir sofort wieder zum nächsten Einsatz gerufen werden", sagt Grube.

Acht- bis zehnmal pro Tag rückt sie im Durchschnitt in ihrem 24-Stunden-Dienst aus. Der Umgang mit den lebensbedrohlichen Situationen anderer Menschen ist für sie schon zur Routine geworden. Das Bewusstsein, im Rahmen ihrer Möglichkeiten helfen zu können, überwiege gegen das Leid, das man sehe. Das bestätigen auch ihre Kollegen.

"Manche Einsätze vergisst man trotzdem sein ganzes Leben lang nicht", sagt Bordihn, der seit 35Jahren hauptberuflich bei der Feuerwehr Dienst tut und früher auch selbst als Rettungssanitäter im Einsatz war. "Die mit Kindern", sagen sie ebenfalls übereinstimmend.