Operette: Beckett und die Sesamstraße

Sogar Champagner floss in Rheydt bei "Die beiden Blinden warten auf Jaques O.".

Ein wirklich netter Operettenabend. Bei der Aufführung von "Die beiden Blinden warten auf Jacques O" auf der Studiobühne des Rheydter Hauses kann man aus dem Vollen schöpfen. Zu allererst zwei Sänger, Peter Lüthke und Reiner Roon, die über einen riesigen Schatz an Können und Erfahrung verfügen. Das braucht man, um die Leichtigkeit der Offenbachschen Operetten punktgenau ’rüber zu bringen. Markus Heinrich steht ihnen als Dritter im Bunde nicht nach.

Ein Wesen in einer Mülltonne tritt auf, wie Oscar aus der Sesamstraße. Es steckt in einem Frack aus gelbem Gepardenstoff, der einfach genial ist. Aber wie Oscar verbreitet er nicht gerade gute Laune.

Der Rückgriff auf den Endzeitautor Beckett scheint leicht widersprüchlich. Denn eigentlich kann man auf Jacques O. nicht warten. Dessen Musik vermittelt einen derartigen Schwung, dass man am liebsten sofort davon stürmen möchte. "Gehen wir", sagt dementsprechend einer der beiden Hauptdarsteller nach jeder Gesangsnummer. Und wird dann vom anderen gebremst: "Wir warten doch." Prompt zitiert die Klavierbegeleitung aus Wagnerscher Tragik.

So bleibt dann die Frage, was das sollte: So gut unterhalten, wie von einem Original-Offenbach wird man an dem Abend nicht. Aber so vergeblich wie das Warten auf Godot ist es auch wieder nicht, denn Offenbachs Melodien, die kriegt man sicher nicht tot.