Opfer: „Muss ich denn jetzt sterben?“

Ende Oktober wird die Dorthausener Todesfahrt verhandelt.

Mönchengladbach. Er kam von einer Party, und er war betrunken. Michael M. (28) bereut die Todesfahrt und hat ein Geständnis abgelegt, sagten die Ermittler Anfang Mai. Der beschuldigte Rheindahlener steht ab dem 26. Oktober vor der 7. großen Strafkammer des Landgerichts. Der Vorwurf der Staatsanwaltschaft gegen den Dachdecker: Fahrlässige Tötung und versuchter Mord mit Unfallflucht. M. besitzt keinen Führerschein.

Die Betroffenheit war tagelang groß, die Hinweise vielfältig, der Erfolg schnell: Die Polizei nahm M. wenige Tage später fest, nachdem er am 27. April zwischen 0.45 und 1Uhr auf der Gladbacher Straße (B 57) in Dorthausen den Radfahrer Bernd. S. mit einem Transporter erfasst hatte. Der Aachener S., der gerne längere Radtouren unternahm, wurde schwer verletzt und starb um 5.20 Uhr im Krankenhaus.

M. habe sich nicht um den Schwerstverletzten gekümmert und sei weitergefahren. Ein Krefelder Autolenker entdeckte Bernd S. und alarmierte die Rettungskräfte. S. fragte ihn noch mit schmerzverzerrtem Gesicht: "Muss ich denn jetzt sterben?"

Am Unfallort waren Splitter eines Außenspiegels gefunden worden, die nur zu einem Mercedes Sprinter oder VW Crafter gehören konnten. Die Ermittlungskommission fragte beim Kraftfahrtbundesamt, Ersatzteillieferanten und Zentrallagern der Hersteller nach und sicherte Tankstellen-Videos.

Doch die entscheidenden Hinweise kamen schließlich aus der Bevölkerung, nachdem die Medien mehrfach über den Fall berichtet hatten. So meldeten sich Zeugen, die M. alkoholisiert und im Sprinter in Rheindahlen gesehen hatten. Während die Polizei dem nachging, erschien ein Paar auf der Wache, das angab, zu wissen, wo das Fahrzeug ist. Dabei fiel derselbe Name.

Die Polizei durchsuchte eine Halle, die von zwei Dachdeckerbetrieben genutzt wird, und entdeckte den Wagen, der einen neuen Spiegel hatte und deutliche Unfallspuren aufwies. In einem Container wurden Reste des beschädigten Außenspiegels gefunden.

Während die Polizei die Festnahme vorbereitete, tauchte der gesuchte M. in einem Wagen unter Alkoholeinfluss und mit einer Flasche Bier am Steuer auf.

Er habe den Unfall bemerkt, sei aber geflüchtet, weil er keinen Führerschein habe, sagte M. der Polizei. Dass der junge Radler wegen der schweren Verletzungen aber auch bei sofortiger Hilfe nicht hätte gerettet werden können, macht die Tat laut Staatsanwalt zum versuchten Mord.

Für das aufwändige Verfahren mit zahlreichen Zeugen sind weitere sieben Termine festgesetzt worden.