Orkan und Tuce schildern, wie ihre Mutter getötet wurde
Per Video wurden die Aussagen der Kinder abgespielt. Der wegen Doppelmord angeklagte Vater weinte.
Mönchengladbach. Immer wieder senkt Erol P. (39) seinen Kopf. Er kann oder er will sich nicht ansehen, was er seinem Sohn Orkan (10) und seiner Tochter Tuche (13) angetan hat. Tränen laufen dem stämmigen Mann über das Gesicht.
Am zweiten Prozesstag wegen Doppelmordes an seiner Ex-Frau (37) und seiner Tochter (18) vor dem Landgericht haben gestern die beiden überlebenden Kinder per Video ausgesagt.
Darin schilderten Orkan (10) und Tuce (13) eindringlich, wie ihr Vater im vergangenen März seine Ex-Frau und die 18 Jahre alte Tochter vor der Haustür mit Kopfschüssen hingerichtet hat.
Orkan und Tuce mussten die Tat aus nächster Nähe erleben. Orkan hat sich selbst nur durch den Sprung hinter ein Auto retten können, "denn auch auf mich hatte Papa gezielt", sagt der Zehnjährige.
In präzisen Sätzen schildert Tuce, wie sie noch versucht habe, den Vater von ihrer Mutter wegzureißen. "Aber er war stärker und hat Mama geschubst. Ganz hart ist sie auf den Boden aufgeschlagen." Dann habe der Vater den Revolver auf die Schläfe seiner am Boden liegenden Ex-Frau gepresst und abgedrückt. "Drei Mal hat er geschossen, und überall war Blut", schildert Tuce.
"Sie sind seitdem schwer traumatisiert", sagt ihr Anwalt Michael Rost. Um den Kindern eine erneute Aussage vor Gericht zu ersparen, hatten sich alle Verfahrensbeteiligten damit einverstanden erklärt, dass diese Videoaussage als Beweis ausreicht, und auf eine weitere Vernehmung der Kinder verzichtet wird.
"Denn auch wenn es in dem Video nicht so den Anschein macht, beide Kinder sind schwerst traumatisiert. Was sie ansehen mussten übersteigt um ein Vielfaches das, was Kinder in der Lage sind zu ertragen", so Rost. Beide Kinder litten unter "posttraumatischen Störungen", hätten Alpträume und nächtliche Fieberschübe.
Der zweite Prozesstag hatte wegen der enormen Sicherheitsauflagen verspätet begonnen. Zwei Polizisten und sechs Justizwachtmeister sicherten den vollbesetzten Sitzungssaal. Dort hatte Erol P. während der Videoübertragung um eine Unterbrechung gebeten, um sich zu erholen.
"Dafür sehe ich keinen Grund, dass müssen Sie sich jetzt ansehen", hatte der Vorsitzende Lothar Beckers das Ansinnen zurück gewiesen.
Der Prozess wird in der kommenden Woche fortgesetzt.