Pappfigur bringt pazifischen Zeitungsjob
Bernd Riebe sorgt dafür, dass die „Kaslehlie Press“ für Mikronesien im Internet erscheint.
Mönchengladbach. 800 Inseln, verstreut im westlichen Pazifik. Das sind die Föderierten Staaten von Mikronesien. Schimmernde Atolle im blauen Meer. Ein noch wenig erschlossenes Paradies für Taucher und sonstige Urlauber.
Der Horror für jemanden, der eine Zeitung für die 110 000 Einwohner herausgibt. Kein Bote, der sie dem Leser morgens in den Briefkasten steckt. Der Transport per Postschiff oder -Flugzeug dauert bis zu einer Woche. "Deswegen kommt die ,Kaselehlie Press’ nur alle 14 Tage heraus", berichtet Bernd Riebe, der von Mönchengladbach aus die Online-Version der Zeitung betreut.
Dank nordamerikanischer Unterstützung haben viele Mikronesier einen Internet-Zugang, mit dem sie Dateien lesen und herunterladen können, "aber hochladen dauert viel zu lange", berichtet Riebe, der vor seiner Pensionierung als Lehrer für Englisch und Informatik am Weiterbildungskolleg der Stadt an der Brunnenstraße gearbeitet hat.
Riebe hatte die Idee mit der Online-Ausgabe der Zeitung, der Herausgeber Bill Jaynes war begeistert und nun schickt er ihm regelmäßig die Bilder und Artikel. Riebe überträgt sie in die passenden Formate, layoutet die Seiten, stellt sie ins Internet. Heute lesen 16 000 Menschen in aller Welt unter www.kpress.info die größte Online-Zeitung im Nord-West-Pazifischen Raum.
Riebe selbst war noch nie in Mikronesien, "aber vielleicht schaffen wir es schon im Herbst". Selbstverständlich liegt die Einladung längst vor. Der Termin würde sich anbieten. Ab September wird das "Global Citizen Projekt" von Riebes Frau Xenia Marita in Australien ausgestellt. "Das ist ja in der Gegend", sagt der Gatte augenzwinkernd, "dann sind es nur noch 3000 Kilometer bis Mikronesien."
Das "Global Citizen Projekt" ist ein Kunstobjekt von Xenia Marita Riebe, das sie im Juni vor zwei Jahren in der Kaiser-Friedrich-Halle anlässlich des Vortrags von Michael Gorbatschow über Globalisierung ausstellte. Dafür gestaltete sie 200 Männchen aus Zeitungs-Pappmaché. Je eines für jedes von den Vereinten Nationen anerkannte Land, jeweils aus einer Zeitung dieses Landes. Beim Sammeln der vielen Zeitungen unterstützte sie ihr Mann und so kam die Verbindung nach Mikronesien und zu Bill Jaynes zustande.