Pfarrer Norbert Kaniewski verrät, was für ihn Weihnachten bedeutet

Der Pfarrer gibt den Tipp, sich innerlich auf das Fest vorzubereiten.

Mönchengladbach. Der katholische Pfarrer Norbert Kaniewski ist Vorsitzender des Kirchengemeindeverbandes Mönchengladbach-Ost und als Seelsorger in der Gemeinde St. Josef, zu der die Stadtteile Dahl, Hardterbroich, Hermges und Pesch gehören, Ansprechpartner für fast 9200 Katholiken.

Der katholische Priester sprach mit WZ-Mitarbeiterin Jutta Finke-Gödde über den tieferen Sinn von Weihnachten und über die Chance, die das Fest denjenigen bietet, die bereit sind, sich auf den Weg zu machen und bisher Gewohntes zu verändern.

Norbert Kaniewski: Der große Gott ist Mensch geworden. Damit ist das Fest der Geburt Jesu ein Zeichen für uns, dass Gott Zugang zu uns hat und uns auf Augenhöhe begegnet. Für mich persönlich beginnt das Fest am Heiligen Abend um Mitternacht nach der letzten Messe, wenn ich alle Dienste geschafft habe. Dann muss ich nicht mehr aktiv und der Macher sein, sondern kann mich ein bisschen fallen lassen. Für alle Menschen, die feiern, sind Ruhe und Besinnlichkeit am Weihnachtsfest ebenso Chance wie Gefahr. Denn auf einmal haben wir abseits unseres hektischen Alltags wieder mehr Zeit füreinander. Wir sitzen mit der Familie zusammen und sind aufeinander angewiesen. Das kann auch manchmal sehr schwierig sein.

Stress und Hektik prägen die Vorweihnachtszeit: Wie können wir uns da auf ein besinnliches Fest einstellen?

Kaniewski: Weihnachten braucht eine Vorlaufzeit, nicht nur äußerlich, sondern auch in unserem Inneren. Als Menschen sind wir doch in der Lage, unsere Situation selber zu gestalten und uns zu entscheiden, ob wir uns von Kommerz und Hektik gefangen nehmen lassen. Ich denke, wir haben die Möglichkeit und die Pflicht, uns die Zeit zu nehmen und uns innerlich vorzubereiten. Nur dadurch können wir erleben, dass es neben der äußeren Welt noch etwas anderes gibt: Einen tiefgehenden Sinn, der hinter allen Dingen steht. Diese Erfahrung können nicht nur Christen machen, sondern ebenso Menschen anderer Religionen oder diejenigen, die nicht gläubig sind.

Wo können Menschen Spiritualität erleben?

Kaniewski: Wir leben in einer extrem schnelllebigen Gesellschaft, in der sich viele Werte relativieren. Das allein kann es nicht sein: Es gilt einen Rahmen zu finden, der dabei hilft, sich zu orientieren. Unsere Gemeinde bietet unter vielen anderen Angeboten eine Möglichkeit an, sich auf die Suche zu machen und auf Gott einzulassen — eine Einladung ohne moralischen Zeigefinger.

Viele verbinden mit Weihnachten nicht mehr den religiösen Aspekt, sondern sehen nur die Geschenke: Hätte - bildlich gesprochen - Jesus die Händler aus dem Tempel vertrieben?

Kaniewski: So wie ich Jesus verstehe, war er jemand, der sich immer den Menschen zuwandte. Er hat sich zu den Leuten gesetzt und ihnen zugehört. Alle waren willkommen. Aber seine Botschaft bedeutet auch: „Kommt zu mir und lasst euch verändern“. Das ist die Aufforderung, sich selber aufzumachen und abseits des Alltäglichen herauszufinden, was hinter allem Äußeren steht. Weihnachten ist ein Fest mit sehr festen Abläufen. Am Heiligen Abend gibt es Kartoffelsalat mit Würstchen, am ersten Weihnachtstag trifft sich die ganze Familie. Wir können uns jedoch ebenso der Herausforderung stellen, diese Zeit einmal Anderes zu erleben als normalerweise. In unserer Gemeinde feiern wir die letzte Christmette um Mitternacht. Die Menschen müssen sich entscheiden: Bleibe ich auf dem Sofa sitzen und schalte den Fernseher ein. Oder mache ich mich noch einmal auf, um in Gemeinschaft das Weihnachtsfest zu feiern.

Wie feiern Sie persönlich Weihnachten?

Kaniewski: In diesem Jahr sind alle Mönchengladbacher Pfarrer am 24. Dezember zum gemeinsamen Mittagessen eingeladen. Ansonsten bedeutet das Weihnachtsfest für mich viele Arbeitsstunden. Allein am Heiligen Abend feiere ich mit meiner Gemeinde vier Gottesdienste. Auf jeden Fall treffe ich mich mit meiner Familie. Früher war es Tradition, dass meine Mutter alle zum Essen eingeladen hat. Leider lebt sie nicht mehr. Diesmal übernimmt meine Schwester diese Rolle. So werde ich zwischen zwei Gottesdiensten im Familienkreis Weihnachten feiern können.