Lieber Lehrer als Manager: Rektorenstellen sind nicht beliebt

Schulleiter werden? Vor allem der hohe Arbeits- und Organisationsaufwand schreckt viele ab.

Mönchengladbach. Rektorenstellen an Schulen seien nicht gerade attraktiv, sagen viele Lehrer. Da verwundert es kaum, dass in Nordrhein-Westfalen aktuell 767 Stellen nicht besetzt sind (die WZ berichtete). Auch in Mönchengladbach werden einige Schulen nur kommissarisch geleitet. Wie die Bezirksregierung auf Anfrage mitteilte, sind derzeit 15 Schulleiterstellen nicht fest besetzt, davon alleine acht an den 37 Grundschulen. Hinzu kommen insgesamt zehn freie Stellvertreter-Stellen.

„Die Stellen sind finanziell nicht lukrativ. Die werden mit einem Hungerlohn abgespeist. Kein Wunder, dass junge Kollegen daran wenig Interesse haben“, sagt ein kommissarisch eingesetzter Rektor. Ein Schulleiter erhält 400 Euro zusätzlich. Übt er diese Funktion aber nur kommissarisch aus, entfällt der Zuschuss. An Grund- und Hauptschulen seien die Aufstiegschancen zudem eingegrenzt.

Geld ist aber nur ein Punkt, der Aufwand ein anderer. Schulleiter müssen weniger Stunden geben, erhalten dafür mehr Zeit für die Verwaltung. „In kleinen Schulen sind diese Entlastungsstunden aber so wenige, dass sie den Verwaltungsaufwand gar nicht auffangen“, sagt der kommissarische Rektor. Eine Kollegin in gleicher Funktion ergänzt: „Das ist ein Manager-Job. Der Kontakt mit den Kindern kommt zu kurz, weil den ganzen Tag Verwaltungsaufgaben anfallen, auch noch zu Hause. Man trägt die komplette Verantwortung für viele Schüler, obwohl man das so gar nicht gelernt hat. Vieles ist Neuland.“

Von einer Herausforderung spricht auch Ursula Schreurs-Dewies, bei der städtischen Schulaufsicht für Grundschulen zuständig. Ein Schulleiter habe viele Managementaufgaben zu übernehmen. Es sei ein anderer Beruf als „nur“ Lehrer. Gerade viele Grundschullehrerinnen aber „sind mit Herz Lehrer und wollen mit den Kindern zusammenarbeiten, nicht im Büro“, sagt sie. Viele Kolleginnen hätten zudem eine Lebensplanung, die sich mit der Leitungsstelle schlecht vereinbaren lasse.

Damit, dass mehr als 90 Prozent der Lehrer an Grundschulen Frauen sind, sagt Schreurs-Dewies, lasse sich erklären, warum dort die meisten Rektorenstellen nicht fest besetzt sind. Für einige Schulen gibt es Bewerber, für andere seit anderthalb Jahren nicht, erfuhr die WZ.

Die Führungsposition bietet aber auch einige Vorteile. „Man sitzt am Hebel, kann Ideen nach und nach realisieren. Wenn man das gerne macht, ist es eine schöne Arbeit“, sagt eine Übergangs-Rektorin. „Die kommissarischen Leiter erhalten auch Unterstützung von unserer Seite. Zudem ist vorgesehen, dass der Leiter einer benachbarten Schule hilft. Es gibt immer einen festen Ansprechpartner“, sagt Schreurs-Dewies.

Die Stadt bietet beispielsweise die Informations-Veranstaltung „Lust auf Schulleitung“ an, bei der Bezirksregierung gibt es Fortbildungen, um auf das Amt vorzubereiten und es „schmackhaft“ zu machen.

Grundsätzlich ohne Führung sind die Schulen aber nie. Entweder springt, sofern vorhanden, der Stellvertreter ein, oder ein Lehrer, meist der dienstälteste, muss die Leitung kommissarisch — und somit ohne Zusatzbesoldung — übernehmen. „Das Land spart so natürlich auch viel Geld“, sagt ein Lehrer, der wie viele Kollegen lieber nicht genannt werden möchte.