Pfeifkonzert gegen NPD-Redner
Demonstranten stören den Wahlkampf der rechten Partei auf dem Europaplatz vor dem Hauptbahnhof.
Mönchengladbach. Ein älterer Herr, der gegen 11.40 Uhr aus dem Hauptbahnhof kommt und eigentlich nur über den Europaplatz zu seinem Bus gehen möchte, ist sichtlich verwundert: „Was ist denn hier los?“, fragt er, als er rund 60 Demonstranten sieht, die sich rechts neben dem Ausgang postiert haben.
„Wir wollen der NPD die Tour versauen“, erklärt Torben Schultz, der die Demonstration angemeldet hat, nachdem er am Wochenende von dem geplanten Wahlkampftermin der rechtsextremen Partei erfahren hatte. „Und ich bin stolz, wie viele Menschen wir in der kurzen Zeit zusammentrommeln konnten. Das ist ein klares Zeichen gegen Rassismus und Faschismus.“
Es ist kurz vor zwölf, als ein Lastwagen mit Berliner Kennzeichen und NPD-Slogans auf den Seitenwänden auf den Europaplatz fährt. Schultz greift sofort zu seiner Fahne — ein Pfeifkonzert setzt ein. Auf der anderen Seite, getrennt durch Teile der Polizei-Hundertschaft, postieren sich mehrere Männer rund um das Fahrzeug. Sie tragen Schutzwesten, Sonnenbrillen und Funkgeräte mit Kabel zum Ohr— und haben trotz des Sonnenscheins Regenschirme dabei. Sie sollen offenbar dafür sorgen, dass es bei diesem Termin der „Deutschlandfahrt“ keine Zwischenfälle gibt.
Während am Lkw noch die Vorbereitungen laufen, stimmen die Gegendemonstranten das „Lied der Schlümpfe“ an. „Die Rechten freuen sich immer sehr, so begrüßt zu werden“, sagt Schultz, der Mitglied des Kreisvorstands der Partei „Die Linke“ ist, aber betont, dass der Protest überparteilich ist.
Als der erste Redner der NPD spricht, spuckt eine junge Frau im Vorbeigehen in seine Richtung. Noch bevor die Polizisten eingreifen können, wird die Frau von einem der Sicherheitskräfte gepackt und festgehalten. Ein weiteres Mitglied des NPD-Trosses ist sofort mit der Kamera zur Stelle und filmt das Geschehen.
Es entwickelt sich ein Wortgefecht, in dem einige Beschimpfungen fallen. Bevor es zu einem größeren Tumult kommt, trennen Polizisten die Kontrahenten. Die Beamten stellen die Personalien der jungen Frau fest und führen sie ab. „Es wird eine Anzeige gegen sie gefertigt“, sagt später ein Polizeisprecher.
Während auf der einen Seite des Platzes mittlerweile über Lautsprecher Passagen aus Charlie Chaplins Film „Der große Diktator“ — eine Satire auf Adolf Hiltler und den Nationalsozialismus — zu hören sind, spricht auf der anderen Seite NPD-Bundesschatzmeister Andreas Storr, der im sächsischen Landtag sitzt. Sein Hauptthema: die Asylpolitik. Vor ihm haben sich — mittlerweile durch ein rot-weißes Flatterband getrennt — einige Sympathisanten versammelt, die applaudieren. Viele Passanten laufen jedoch kopfschüttelnd vorbei. Eine Frau ruft laut „Pfui“.
Gegen 13 Uhr kehrt wieder Ruhe ein. Der Lkw rollt vom Platz — zur nächsten Tour-Station. Und auch die Demonstranten packen zusammen. pn