Neue WZ-Serie: Wer waren die neun Gladbacher Ehrenbürger?

Der erste Geehrte war Johann David Büschgens (1782-1869), der auch der erste hauptamtliche Bürgermeister von Rheydt war.

Mönchengladbach. Es ist die höchste Auszeichnung, die eine Stadt aussprechen kann: die Ehrenbürgerwürde. In Mönchengladbach wurde dieser Titel seit 1857 zehnmal verliehen.

Ehrenbürger gibt es heute allerdings nur noch neun, da dem Rheydter Joseph Goebbels als führendem Kopf der Nationalsozialisten der Titel in der ersten Ratssitzung nach dem Zweiten Weltkrieg aberkannt wurde.

Serie: Gladbachs Ehrenbürger (1)

Zuletzt war die Ehrenbürgerschaft in aller Gladbacher Munde, als die Grünen Fußballtrainer Joseph „Jupp“ Heynckes zur Ernennung vorschlugen. Heynckes lehnte ab, weshalb der Philosoph Hans Jonas 1989 der letzte war, dem die Ehre zuteil wurde. In einer Serie stellt die WZ alle Menschen vor, die ausgezeichnet wurden.

Den Anfang macht der erste hauptamtliche Bürgermeister von Rheydt: Am 11. September 1857 machte die Stadt Johann David Büschgens zum Ehrenbürger. Dabei sah es zunächst so aus, als würde Büschgens den Weg eines Industriellen einschlagen. Geboren am 28. März 1782 als Sohn eines alteingesessenen Großhändlers und Essigfabrikanten, absolvierte er eine kaufmännische Lehre im Familienbetrieb.

Im Alter von 19 Jahren heiratete er. Zwei Jahre später zählte er zu den Gründern des Männervereins „Harmonie“, der laut Vereinssatzung den Zweck hatte, „die Vergnügen der Geselligkeit in angenehmer Unterhaltung gemeinschaftlich zu genießen“.

In der Zeit der französischen Besatzung war Büschgens Seidenfabrikant, begann aber 1808 als Beigeordneter (frz.: „adjoint au maire“). Nach den Befreiungskriegen, in denen er als „Chef de Bataillon“ diente, ernannte ihn Preußen 1823 zum Bürgermeister.

In seiner 34-jährigen Amtszeit von 1823 bis 1857 wurde das ländliche Rheydt zur Stadt. Büschgens kümmerte sich um den Straßenausbau, die Neuorganisation der Feuerwehr und begründete das Verwaltungsarchiv. 1830 bekam Rheydt ein Rathaus, in dem die Verwaltung untergebracht wurde — zuvor hatte der Bürgermeister zur Miete gewohnt.

Auch der Gemüsemarkt wurde 1836 unter Büschgens Ägide eröffnet, 1846 stellte die Stadt nach Anregung von König Friedrich Wilhelm die Pumpe mit dem preußischen Adler vor dem Rathaus auf. Als die Revolution von 1848 hereinbrach, hielt sich Büschgens politisch zurück. In Rheydt verlief sie verhältnismäßig ruhig.

Aus Altersgründen trat Büschgens am 1. Juli 1857 von seinem Amt zurück. Zweieinhalb Monate später war er bereits Ehrenbürger. Er blieb auch nach seinem Rücktritt allerdings politisch aktiv, war Stadtverordneter, Kreistagsabgeordneter und bis zu seinem Tod am 12. Juli 1869 erneut Beigeordneter. 1953 wurde nach dem ersten Bürgermeister die Büschgensstraße im Rheydter Westen benannt.

“ Mehr über Johann David Büschgens lesen Sie im 1995 erschienenen Buch „Mönchengladbacher Köpfe“, herausgegeben von der Stadt.