Pia Baisch will ihre Kaution zurück
Im Februar ist die Studentin aus ihrem Apartment ausgezogen. Auf 630 Euro wartet sie noch immer.
Mönchengladbach. Pia Baisch ist sauer. Seit die Kulturpädagogik-Studentin im Februar aus ihrem 16 Quadratmeter großen Zimmer in einer Studentenwohnanlage an der Hubertusstraße 149 ausgezogen ist, wartet sie auf die Rückzahlung der Kaution. Es geht um 630 Euro — viel Geld für die 21-Jährige.
Doch der Reihe nach: Im September 2012 war Pia Baisch, die auf der Schwäbischen Alb aufgewachsen ist, nach Mönchengladbach gezogen. „Es musste damals alles recht schnell gehen“, erinnert sie sich an die Wohnungssuche, für die nur wenige Tage Zeit blieb. „Ich war ein Jahr lang ehrenamtlich im Dienst der ,Aktion Sühnezeichen’ in St. Petersburg. Von Russland aus konnte ich mich nicht wirklich um eine Unterkunft kümmern. Und als ich Ende August zurück war, waren alle WG-Zimmer schon vergeben.“
Das Wohnheim, das über 249 möblierte Einzelzimmer, Apartments und drei Zweiraumwohnungen — ebenfalls möbliert — verfügt, war für sie „von Anfang an eine Notlösung“. Wohl gefühlt habe sie sich dort nicht: „Für 220 Euro im Monat gab es ein weiß gestrichenes Zimmer mit Bad, das ich mir mit meiner Nachbarin teilen musste, dazu eine Gemeinschaftsküche mit klebendem Boden und schmutzigen Schränken. Die Sofas im Aufenthaltsraum waren immer leer, Gemeinschaft gab es nicht. Ich habe mich dort fremder und unwohler als im Ausland gefühlt.“
Als sie eine Alternative gefunden hatte, kündigte die 21-Jährige fristgerecht und zog im Februar aus. Eine Übergabe fand nach Angaben von Pia Baisch nicht statt: „Mir wurde gesagt, dass an dem Tag niemand von der Verwaltung vor Ort ist und ich den Schlüssel einfach in den Briefkasten werfen soll.“
Inzwischen sind acht Monate vergangen. Obwohl Baisch, wie sie sagt, ihren Ex-Vermieter „mehrfach angerufen, angemailt und angeschrieben“ hat, hat sie ihre Kaution noch immer nicht zurück. „Mal ging niemand ans Telefon, mal wurde ich vertröstet oder abgewimmelt. Auf meine Schreiben gab es überhaupt keine Reaktion. Und auch, als ich persönlich vor Ort war, konnte ich nichts erreichen“, berichtet die Studentin, die offenbar kein Einzelfall ist.
Beim Allgemeinen Studierendenausschuss (Asta) der Hochschule Niederrhein sind „zwei bis drei Fälle bekannt, in denen es ähnlich gelaufen ist“, wie ein Asta-Sprecher auf WZ-Nachfrage bestätigt. Ein Fall habe sich erledigt, nachdem die Sozialreferentin die Verantwortlichen des Wohnheims angeschrieben habe — nach mehr als sechs Monaten Wartezeit. „Normal sind unserer Meinung nach maximal drei Monate“, so der Asta-Sprecher, der „nicht verstehen kann“, warum es im Fall von Pia Baisch so lange dauert. „Das ist auf jeden Fall ärgerlich für die Betroffene.“
Nachdem eine gesetzte Frist Ende Oktober verstrichen ist, will sie nun einen Anwalt einschalten und einen Mahnbescheid in die Wege leiten. „Ich hab’ ja nichts anderes zu tun“, sagt sie sarkastisch — und denkt dabei nicht nur an sich: „An der Hubertusstraße wohnen viele Erasmus-Studenten aus Bangladesch, Pakistan, Marokko oder China. Können sie aus der Ferne dem Wohnheim überhaupt irgendwie die Stirn zeigen?“
Was der Grund für die bisher nicht erfolgte Rückzahlung der Kaution ist, hätte die WZ gern vom Betreiber der Anlage, eine Firma mit Sitz an der Hubertusstraße 149, erfahren. Doch von der Geschäftsführung gab es, trotz mehrfacher Anfrage, bislang keine Stellungnahme. Und auch die für die Vermietung zuständige Mitarbeiterin wollte nichts sagen, weil sie für die Kaution „nicht zuständig“ sei.