Pläne gegen das Stadt-Schrumpfen

Nach jüngsten Prognosen verliert Gladbach in den nächsten Jahren 20 000 Menschen.

Mönchengladbach. In Computer-Spielen wie Sim-City simulieren PC-Begeisterte die Entwicklung ihrer eigenen digitalen Stadt. Dabei müssen sie Faktoren wie Umwelt, Verkehr und Bildung einbeziehen. Mit Simulationen kennt sich auch Mönchengladbachs Oberbürgermeister Norbert Bude aus. Allerdings sind die nicht digital, sondern schicksalshaft für mehr als nur einen Spieler vor einem Computer. Faktoren wie Verkehr oder Bildung sind aber auch hier absolut entscheidend.

Denn sie sollen im besten Fall das Schrumpfen der Stadt bremsen, wenn schon nicht stoppen. „Denn wir müssen akzeptieren, dass wir den gesellschaftlichen Wandel nicht von heute auf morgen stoppen können“, sagt Bude (SPD).

Die Menschen werden weniger werden, der Anteil der Älteren dabei stetig wachsen. Die Ursachen sind vielfältig, wie die verlorene Generation der Väter durch die Weltkriege oder der Pillenknick.

Für die Zukunft bedeutet das: Auch die Zahl der Mönchengladbacher wird weiter sinken. Im Jahr 2025 werden es nach letzten Prognosen rund 20 000 Menschen weniger sein als zum letzten Stichtag, dem 31. Dezember 2011. Da lebten in der Stadt etwas mehr als 261 000 Männer, Frauen und Kinder.

An diesem Rückgang hängen viele Probleme. Beispielsweise bedeuten weniger Mönchengladbacher auch weniger Steuerzahler. Fatal ist: Weniger Mönchengladbacher, das heißt wiederum weniger mögliche Eltern, die wieder weniger Kinder bekommen, aus denen wieder weniger Eltern werden. Es ist ein ewiger Strudel, gegen den die Verantwortlichen in Politik und Verwaltung schwimmen.

Bei der Frage nach einem möglichen Entgegensteuern sieht der Oberbürgermeister „ganz klar die Planung als wichtigsten Punkt“. Denn wenn die Bevölkerung schrumpft, weil mehr Mönchengladbacher wegsterben als neue geboren werden und mehr Menschen aus der Stadt wegziehen als zuziehen, dann kann dem nur eines entgegenwirken: attraktive Bildungs-, Sport-, Kultur- und Wohnangebote. „Und selbstverständlich gute Kinderbetreuungsangebote, damit sich Familien und Partnerschaften entschließen, Nachwuchs zu bekommen“, so Bude.

Dafür arbeitet die Verwaltung ständig am Kinderstättenbedarfsplan. Solche Bedarfs- und Entwicklungspläne gibt es auch für die anderen Bereiche. Beispiel: Sportstätten. „Wir werden nicht mehr so viele Plätze und Bäder brauchen, wenn es weniger Mönchengladbacher gibt. Deshalb haben wir mit dem Bäderkonzept entwickelt, dass wir weniger anbieten, weil der Rest ausreicht“, zählt Bude auf. Gleichzeitig sei für diese Einrichtungen genauso wie für Spielplätze klar, dass die, die es dann noch gibt, besonders attraktiv sein müssen.

Bei den Bildungsangeboten werde man angesichts sinkender Schülerzahlen im Sinne des Schulentwicklungsplans nicht alle Häuser halten, aber die Standorte dadurch stärken, die bleiben sollen. Gleichzeitig würden beispielsweise die Angebote für Senioren an der Volkshochschule gesteigert. „Das ist der Aspekt des lebenslangen Lernens, der Wunsch, nach dem Beruf noch aktiv zu bleiben. Und dabei wollen wir auch mehr ehrenamtliches Engagement aktivieren“, so der OB.

Beim Thema Wohnen wolle man sowohl für junge Familien als auch für Senioren die Innenstädte wieder interessanter machen. „Wir müssen bei allen Brachen in diesem Bereich in Zukunft darauf achten, dass dort auch bezahlbarer Wohnraum geschaffen wird“, sagt Bude. Man will weg vom Haus mit Garten am Stadtrand. Einerseits damit die Innenstädte nicht veröden. „Andererseits ist diese Nähe zur Innenstadt auch für Familien attraktiv, sie sind viel mobiler, auch ohne Auto.“ Was angesichts steigender Kraftstoffpreise wichtig sei.

Und auch um die Senioren wirbt man in den Stadt- beziehungsweise Stadtteilkernen. Betreutes Wohnen oder Alten-Wohngemeinschaften wie zuletzt in Odenkirchen werden nicht nur von den beiden städtischen Wohnungsbaugesellschaften vermehrt geschaffen. Es geht auch hier darum, die Menschen vermehrt in der Nähe von Bildungs-, Kultur- und Sportangeboten anzusiedeln. Oder auch ganz simpel — nicht weit vom nächsten Lebensmittelladen entfernt.