Premiere im Karneval Mönchengladbach wird bald von einem schwulen Prinzenpaar regiert

Mönchengladbach · Mit Axel Ladleif und Thorsten Neumann führt ab November erstmals ein schwules Paar die Narren in Mönchengladbach an.

Die designierten Tollitäten Axel Ladleif (l.) und Thorsten Neumann noch in ganz in Zivil.

Foto: Ira Ingenpass

Während andere das sonnige Oster-Wochenende genossen, stieg bei Thorsten Neumann und Axel Ladleif die Spannung. Würde Gert Kartheuser, der Chef des Mönchengladbacher Karnevalsverbands (MKV) anrufen und eine positive Nachricht überbringen? Sie kam. Die MKV-Spitze hatte sich entschieden: Die beiden Unternehmer, die mit „noi! Event & Catering“ unter anderem den Hugo Junkers Hangar und das Restaurant im Monforts Quartier betreiben, sollen das neue Prinzenpaar sein. Damit werden die Narren in Mönchengladbach in der nächsten Session Teil einer Premiere sein: Erstmals wird ein gleichgeschlechtliches Paar die Regentschaft übernehmen. Das ist auch ein Novum im rheinischen Karneval. Schwule Prinzen hat es schon gegeben, meist aber mit einer Prinzessin an der Seite oder – etwa im Kölner Karneval – einer Jungfrau, im Dreigestirn traditionell von einem Mann verkörpert.

Mit der Entscheidung änderte sich auch die Schreibweise: Mönchengladbach bekommt jetzt nämlich ein Prinzen-Paar. Denn keiner wird sich als Niersia verkleiden, zwei Prinzen sollen es sein. Prinz Axel I. (Ladleif) wird im traditionellen Ornat auftreten, Prinz Niersius Thorsten lässt sich eigens eins entwerfen. Wie das aussehen wird, bleibt noch geheim – und das möglichst bis zur Proklamation am 15. November. „Natürlich war von Anfang an klar, dass wir nicht in Frauenkleidern auftreten“, sagt Neumann. „Wir wollen wertig und würdig auftreten“, fügt Ladleif hinzu. „Wir verkaspern nicht das Amt des Prinzen, sondern besinnen uns der Repräsentation.“ Auf jeden Fall soll es etwas Neues sein.

Das ist der MKV-Spitze mit der Wahl gelungen. „Das ist wirklich ein Novum im Rheinland“, sagt Kartheuser. Ganz ohne Diskussionen sei die Entscheidung nicht gefallen, räumt MKV-Beirat Dieter Beines ein: „Klar fehlt die Prinzessin. Aber wir sind sicher, dass die beiden die Aufgabe erfüllen werden.“ Der MKV verbindet damit auch eine Botschaft: Vielfalt, Weltoffenheit, Toleranz, aber auch gesellschaftliche Normalität sei mit diesem Prinzen-Duo verbunden. „Ich bin sicher, dass die Reaktionen positiv sein werden“, betont Kartheuser.

Axel Ladleif bezeichnet sich als karnevalistisch „Spätberufenen“

„Spaß an der Freud im jecken Narrennest“ – so haben die designierten Prinzen das für die nächste Session ersonnene Motto für sich interpretiert. Jeck sind die beiden schon seit vielen Jahren, Neumann, gebürtiger Bonner, von Kindesbeinen an. Ladleif stammt aus Wuppertal, bezeichnet sich deshalb als karnevalistisch „Spätberufenen“. Doch mit dem Umzug nach Mönchengladbach vor närrischen elf Jahren, war auch er mit dem Karnevals-Virus infiziert. Alles begann in Eicken, wo die beiden anfangs lebten, mit den „Fanfaren Trompeten Schöpp op“. Bald marschierten sie als Gardisten in Uniform bei der Prinzengarde der Stadt Mönchengladbach mit, sind auch Mitglied der Großen Rheydter Prinzengarde. Weitere Mitgliedschaften folgten. „Wir werden aber das Prinzen-Paar der ganzen Stadt Mönchengladbach, nicht einzelner Garden“, betonen sie.

Einmal Prinz zu sein, war schon immer der Traum von Thorsten Neumann. Dass der Hotelfachmann und Koch sein Handwerk in der damaligen „Hofburg“ des Kölner Dreigestirns lernte, dem heutigen Pullman Hotel (ehemals Interconti), kann also kein Zufall gewesen sein. Wirklich damit gerechnet hatten die beiden damit nicht, galt doch die „klassische“ Besetzung eines Prinzenpaars in Mönchengladbach als fest gesetzt. Dann war das Unerwartete aber doch möglich.

Und das ist für Ladleif und Neumann der Höhepunkt eines ohnehin besonderen Jahrs: Ihr Familienbetrieb „noi! Event & Catering“ besteht seit zehn, das Restaurant „Kette & Schuss“ seit fünf Jahren. Vor allem aber besiegeln sie – und das ist seit langem geplant, wie sie versichern – Ende Oktober ihre seit zwölf Jahren bestehende Beziehung, davon zehn als eingetragene Partnerschaft, mit einer echten Hochzeit.