Aufnahmeantrag abgewiesen Schließt Mönchengladbacher Kleingartenverein gezielt Migranten aus?
Mönchengladbach · Serdar Duran wollte einen Kleingarten in Mönchengladbach pachten und wurde abgewiesen. Er glaubt, dass die Absage einen rassistischen Hintergrund hat.
Ein Fleckchen im Grünen, wo die Kinder spielen können, wo man grillen kann, und das nur einen halben Kilometer von seiner Wohnung entfernt – das hoffte Serdar Duran in der Kleingartenanlage Mülfort-Bruch zu finden. Allerdings hatte er von Bekannten, die dort Gärten haben, gehört: Es könne schwierig werden, an eine Parzelle zu kommen. Der Verein wolle keine weiteren Mitglieder mit Migrationshintergrund, er habe schon zu viele.
„Das kann ja wohl nicht angehen“, fand Durans Bekannter Axel Schmidt – und begab sich gemeinsam mit der 33-Jährigen zu einem Gespräch mit der Vereinsvorsitzenden. „Um zu sehen, wie er behandelt wird“, sagt Schmidt. Beide reichten einen Antrag auf eine Parzelle ein und konnten sich auch zwei Gärten ansehen. In dem Gespräch habe die Vorsitzende sogleich gefragt, berichten Schmidt und Duran, ob der 33-Jährige Deutscher sei und ob er Deutsch spreche. Duran, der seit 1986 in Mönchengladbach lebt und perfekt Deutsch spricht, habe seinen deutschen Pass vorgelegt, sagt Schmidt. Schmidt sei gefragt worden, welche Rolle er denn eigentlich spiele, ob er Zwischenhändler sei, berichtet Duran. Wenige Tage später erhielten sowohl Schmidt als auch Duran eine Absage: „Leider müssen wir den von Ihnen gestellten Aufnahmeantrag ablehnen.“
Schmidt wandte sich per E-Mail an den Vorstand des Kreisverbands der Mönchengladbacher Kleingärtner, schilderte das Problem und bat um Unterstützung. Er erhielt schließlich einen Anruf des Kreisverbandsvorsitzenden Johannes Kernbach. Der habe mitgeteilt, „dass im Kleingartenverein Mülfort-Bruch keine Personen mit Migrationshintergrund mehr aufgenommen werden. Begründet wurde die Anweisung, dass zu viele Menschen mit Migrationshintergrund dort Kleingärten angemietet hätten“, sagt Schmidt.
An wen Parzellen in den Mönchengladbacher Kleingartenanlagen vermietet werden, entscheide nicht der Kreisverband, erklärte Kernbach: „Die Verpachtung ist ausschließlich Sache der Vorstände der Vereine.“ Dass sich der Vorstand des Vereins Mülfort-Bruch darauf verständigt haben, wegen eines relativ hohen Migrantenanteils „gegensteuern“ zu wolle, sei ihm vor längerer Zeit „irgendwo mal zugetragen worden“.
Monika Schaffrath, Vorsitzende des Vereins Mülfort-Bruch, bestreitet, das der Vorstand des Klubs entschieden habe, keine weiteren Mitglieder mit Migrationshintergrund aufzunehmen: „Das ist nicht beschlossen worden.“ Ein Migrationshintergrund sei per se kein Grund, einen Garten zu verweigern. Gut 80 Prozent der Pächter der 142 Gärten in der Anlage hätten einen Migrationshintergrund.
Warum Durans Antrag abgelehnt worden sei, dazu wollte Monika Schaffrath nichts Näheres sagen: „Wen wir nehmen und wen wir nicht nehmen, dazu müssen wir keine Begründung geben.“ Immerhin erklärte die Vorsitzende so viel: Einige Wochen zuvor sei ein Mann bei den Kleingärtnern aufgetreten, von dem sich herausgestellt habe, „dass er die Gärten an Personen vermittelte und Geld dafür genommen hat.“ Den Namen dieses Vermittlers konnte Schaffrath allerdings nicht nennen. Im übrigen, so die Vorsitzende, sei vor wenigen Tagen ein Garten in der Anlage vergeben worden – an einen Iraner.
Im gesamten Mönchengladbacher Kreisverband ist der Anteil der Mitglieder nach Angaben des Verbands von 20,3 Prozent im Jahr 2007 auf 37,7 Prozent in 2018 gestiegen. „Wir sind nicht gegen Ausländer“, sagt Kernbach. In Anlagen wie etwa dem Verein Schloss Rheydt funktioniere das Miteinander sehr gut.
Allerdings gebe es mitunter in Vereinen auch Probleme, wenn ein Mitglied nicht Deutsch spreche oder verstehe, sagt Kernbach. Bei der Erfüllung von Gemeinschaftspflichten in der Kleingartenanlage könne das zu Schwierigkeiten führen. Beispielsweise sei es üblich, dass Mitglieder pro Jahr eine bestimmte Anzahl von Stunden Gemeinschaftsarbeit leisten müssten. Komme ein Mitglied der Verpflichtung nicht nach, müsse es üblicherweise eine bestimmte Summe bezahlen. Wenn ein Mitglied nicht in der Lage sei, Aushänge zu lesen oder eine Ansprache auf Deutsch zu verstehen, führe das mitunter zu Streit, wenn eine Rechnung für nicht geleistete Gemeinschaftsstunden präsentiert werde.