Projekt gegen Stromsperren: Energie sparen mit Erfolg
Das Projekt gegen Energiearmut hat im ersten Jahr viele Stromsperren verhindert. Viele Betroffene melden sich aber zu spät.
Mönchengladbach. Für die Frau war es ein Rätsel: Ihre Rechnung für Strom und Wasser war enorm angestiegen. Ursula Winbeck fand schließlich heraus, dass der Vermieter den Verbrauch seines benachbarten Appartements über den Zähler der Frau abgerechnet hatte.
So einfach kann die Fachberaterin bei der Verbrauchzentrale Mönchengladbach ihre Fälle aber nur selten lösen. Denn Energiearmut wird für viele Verbraucher zu einem immer größeren Problem. Hilfestellung will das Projekt „NRW bekämpft Energierarmut“ geben, bei dem in Gladbach seit einem Jahr die Verbraucherzentrale und der Energieversorger NEW zusammenarbeiten.
Das Projekt ist auf drei Jahre angelegt. Die NEW übernimmt in diesem Jahr 50 Prozent der Beratungskosten. Im kommenden Jahr sollen es 75 Prozent sein. Einmal wöchentlich berät Winbeck zwei Stunden lang Menschen, denen eine Energie-sperre droht.
Für die Betroffenen ist es schwer, solche Durststrecken, die oft viele Monate dauern, zu überwinden. Viele sehen keine Möglichkeiten zu sparen. Von den 103 Menschen, die im vergangenen Jahr beraten wurden, erhielten 57 Prozent finanzielle Hilfe vom Staat. Die „Erfolgsquote“ des vergangenen Jahres zeigt aber auch, dass sich Energieberatung lohnt. „Im ersten Projektjahr konnten wir mehr als die Hälfte der angedrohten Versorgungsunterbrechungen verhindern. 65 Prozent der durchgeführten Sperrungen wurden zeitnah wieder aufgehoben“, sagt NEW-Vorstand Frank Kindervatter.
Ein häufiges Problem ist, dass sich die Betroffenen zu spät bei Winbeck melden. Im vergangenen Jahr kamen fast zwei Drittel erst zu ihr, als sie schon von einer Sperre betroffen waren oder diese unmittelbar drohte. „Dann kann man in aller Regel nicht mehr vermeiden, dass Strom, Gas oder Wasser abgestellt werden. Je früher das Problem angegangen wird, desto besser sind die Chancen für eine Lösung“, sagt Winbeck.
Das sieht Frank Salewski vom NEW-Kundenservice genauso. „Eine Sperrankündigung erfolgt erst nach sechs Wochen. Vorher gibt es Erinnerungen und Mahnungen, auf die der Kunde reagieren kann“, sagt er. Zu diesem Zeitpunkt könne man noch über eine Stundung oder Ratenzahlung verhandeln.
Wenn die Verbraucher rechtzeitig zu Winbeck kommen, prüft sie die Rechnungen und gibt Tipps zum sparsamen Umgang mit Energie. Manchmal schickt sie den Betroffenen einen Energieberater ins Haus. Das Ausschalten von Geräten, die Stand-by sind, oder ein bewusster Umgang mit der Beleuchtung können schon helfen. Oft sind auch alte Kühlschränke oder Gefriergeräte schuld, die nicht mehr wirtschaftlich laufen. Wenn eine Wohnung energetisch total veraltet ist, rät die Beraterin auch schon mal zu einem Umzug.