Randalierer beschädigen historische Straßenbahn

Der Zug wurde mit Graffiti besprüht, Scheiben wurden eingeschlagen.

Foto: Klas Libuda

Sie ist ein Stück Stadtgeschichte, das von Privatleuten in jahrelanger, mühevoller Arbeit wieder hergerichtet wurde. Und diese Arbeit haben unbekannte Randalierer am Wochenende zerstört. Der historische „Triebwagen 26“, der bis Ende der 60er Jahre als Straßenbahn in Mönchengladbach unterwegs war, ist schwer beschädigt worden. Ein Sicherheitsdienst stellte am Wochenende fest, dass Unbekannte zwischen Freitagabend, 23 Uhr, und Samstagvormittag, 11.20 Uhr, in die ehemalige Panzerhalle auf dem Reme-Gelände eingedrungen sind. Sie schlugen Scheiben ein und beschmierten das Fahrzeug mit Graffiti, wie die Polizei gestern mitteilte.

Es ist nicht der erste Vorfall dieser Art auf dem Gelände: Auch die Karnevalisten, die auf dem ehemaligen militärisch genutzten Areal ihre Wagenbauhalle haben, mussten schon mehrfach die Spuren von Verwüstungen an ihren Wagen beseitigen. Nun hat es die Halle mit der historischen Straßenbahn erwischt. Wie die Polizei mitteilte, sollte die Straßenbahn eigentlich nach der Instandsetzung im Hugo-Junkers-Hangar am Flughafen ausgestellt werden. Gestern war zunächst noch unklar, wann dies nun angesichts der Zerstörungen möglich sein wird. Die Polizei berichtete von „erheblichem Sachschaden“. Die Ermittler bitten Zeugen, die Hinweise geben können, sich bei der Polizei unter der Telefonnummer 02161/290 zu melden.

Die historische Straßenbahn hat eine lange Reise hinter sich gebracht, nachdem der Straßenbahnbetrieb in Mönchengladbach im März 1969 endgültig eingestellt wurde. Der Wagen war im April 1957 an die Stadt geliefert worden und fuhr fortan elf Jahre, bis Oktober 1968, durch Mönchengladbach und Rheydt. Weil der Wagen hier nicht mehr gebraucht wurde, kauften ihn die Aachener Straßenbahner. Dort war der Wagen in den 70er Jahren in Betrieb. Anschließend fuhr die Straßenbahn noch in Mainz und kehrte noch einmal nach Aachen zurück — und zwar als Ausstellungsstück mit der Nummer „1016“ auf dem Betriebshof. Vor wenigen Jahren sollte der Wagen dann ausrangiert werden. Durch Zufall erfuhr ein Gladbacher Straßenbahn-Fan davon — und schlug zu. „Wir haben den Wagen gerade noch so vor dem Schneidbrenner bewahrt“, erzählte Axel Ladleif im September 2014 unserer Redaktion. In Aachen wollten sie das Ding unbedingt loswerden. Deshalb gab es die Straßenbahn sogar geschenkt, nur den Schwertransport musste das Team um Axel Ladleif damals bezahlen. Im September 2014 rollte das Gefährt an, und die historische Straßenbahn kehrte 46 Jahre nach ihrer letzten Fahrt durch Mönchengladbach zurück in die Stadt. Das an vielen Stellen durchgerostete Gefährt sollte bis 2017 restauriert werden. Dazu gehört unter anderem cremefarbener Lack mit blauen Zierstreifen — wie das Gefährt eben 1957 ausgesehen hat.